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Canada Goose: Interview mit Dani Reiss

Während meinem Besuch bei Canada Goose hatte ich auch die Gelegenheit, CEO Dani Reiss zum Interview zu treffen. Der unfassbar sympathische Kanadier führt das Familienunternehmen in dritter Generation – und das, obwohl er eigentlich Schriftsteller werden wollte. Warum er dann doch bei Canada Goose gelandet ist, warum er Pelz und Daunen unter gewissen Voraussetzungen für unersetzlich hält und wie wichtig ihm Authentizität ist, könnt ihr jetzt hier nachlesen!

Canada Goose hat eine lange Unternehmensgeschichte. Du führst die Marke in dritter Generation, und ich habe gelesen dass du in so ziemlich jeder Abteilung selbst schon mal gearbeitet hast.

Das stimmt – wir wurden 1957 von meinem Großvater gegründet, der Funktionskleidung für die lokale Bevölkerung herstellte. In den siebzigern kam mein Vater dazu und er ist auch derjenige, der die Daunen und den Namen zu Canada Goose gebracht hat. Die Idee dahinter war, die besten Jacken für die kältesten Orte der Welt zu produzieren. Ich habe schon in der High School immer mal Jobs von meinem Dad bekommen und dabei tatsächlich fast überall mal gearbeitet: Ich habe Telefonate geführt, Briefe getippt, im Down Room gearbeitet und den Müll rausgebracht… Das Einzige was ich nie gemacht habe ist, wirklich eine Jacke zusammen zu nähen. Das kann ich einfach nicht. 1997 kam ich dann richtig ins Unternehmen – eher unfreiwillig, weil ich mir Geld fürs Reisen verdienen wollte. Ich hätte niemals gedacht, dass ich wirklich hier landen würde, ich habe nicht mal einen Wirtschaftsabschluss. Ich habe Englisch studiert und wollte eigentlich Schriftsteller werden. Aber nun ja, irgendwann habe ich eben diese Teilzeitstelle angenommen um Geld zu verdienen, und was soll ich sagen… dann habe ich mich in unsere Arbeit verliebt und blieb ich hier. Ich habe einfach gemerkt dass wir hier etwas wirklich Besonderes produzieren, etwas Authentisches mit einer tollen Geschichte.

Kannst du mir einmal die gesamte Entwicklung eines neuen Produktes beschreiben?

Das kommt natürlich erstmal darauf an, ob wir ein neues Produkt in einer bestehenden Reihe entwickeln, oder ob es sich um ein gänzlich neues Produkt handelt. Wenn es wirklich eine ganz neue Kategorie ist, muss vor der Produktion natürlich extrem viel recherchiert werden. Es wird geforscht, getestet… Welche Materialien sind geeignet, was müssen wir beachten? Dann kommt die kreative Phase. Das Produkt wird gezeichnet, erste Skizzen werden wieder verworfen… Meistens gibt es um die vier Entwürfe, bevor wir zufrieden sind. Wir legen sehr viel Wert darauf, dass unsere Produkte wirklich nützlich sind. Deshalb haben wir ein großes Repertoire an Leuten, die unsere neuen Entwürfe testen: Hundeschlittenfahrer, Extremsportler, aber auch ganz normale Kanadier, Mitarbeiter oder ihre Verwandten. Wir machen das mit allen neuen Produkten, aber verstärkt natürlich mit denen, die ganz neuartig sind.

Seit Dani selbst Vater ist, gibt es auch eine Kinderkollektion von Canada Goose. Toll daran: Manche Teile wachsen mit und sind an Armen und Beinen verlängerbar! Da lohnt sich dann auch für die Kleinen der Griff in die Tasche.[/caption]

Die nachhaltige Produktion scheint ja im Moment ein riesiger Trend zu sein. Trotzdem scheitern extrem viele Unternehmen daran, wirklich verantwortungsbewusst zu produzieren. Oder sie tun es, und werden dadurch nie wirklich erfolgreich. Woran liegt das deiner Meinung nach?

Ich weiß es nicht. Ehrlich gesagt denke ich, dass die meisten dieser Unternehmen sowieso gescheitert wären – das Business ist hart und es gibt viel Wettbewerb… Unser großer Vorteil ist eben, dass wir wirklich echt sind. Unsere Produkte werden schon immer in Kanada produziert, das ist für uns vollkommen normal. Wir haben eine lange Geschichte hinter uns, und wir brauchen uns da nichts ausdenken. Viele Unternehmen sind hier zu bemüht, und das merken die Kunden. Man muss authentisch sein, nur dann kann es funktionieren.

Apropos Nachhaltigkeit: Ihr benutzt sehr viele natürliche Materialien wie Pelz und Daunen. Es gibt aber doch mehr und mehr Menschen, die keinerlei tierische Produkte mehr verwenden wollen – und schließlich gibt es auch mehr und mehr Möglichkeiten, ähnliche Ergebnisse durch synthetische Materialien zu erzielen. Wie wirkt sich das auf Canada Goose aus?

Zuallererst: Das ist eine freie Welt und jeder darf die Ansicht haben, die er möchte. Wenn jemand keinen Pelz tragen will, dann ist das seine Sache. Für uns steht einfach nur fest: Pelz funktioniert. Es ist ein sehr funktionelles Produkt, das durch nichts zu ersetzen ist, auch nicht durch Kunstpelz. Kunstpelz friert ein, wenn es nass wird – und das passiert allein durch das Kondenswasser beim Ausatmen automatisch. Der Coyotenpelz den wir benutzen schützt gegen Wind, er friert nicht ein. Das ist bei allen Pelzen so, aber wir benutzen nur den Pelz von Coyoten, da sie in Kanada überbevölkert sind. Andere Tiere kommen für uns nicht in Frage. All unser Pelz kommt aus Kanada und wird von Jägern gejagt, die seit Generationen versuchen, die Coyotenpopulation zu kontrollieren. Wir glauben, dass das richtig ist. Aber wenn jemand das nicht möchte, muss er es ja nicht. Wir bieten auch Produkte ohne Pelz an. Aber wir werden definitiv nie Kunstpelze benutzen.

Wie war das – über 40% der Körperwärme geht über den Kopf verloren?![/caption]

Und die Daunen? Für mich sind Daunen eher negativ besetzt…

Ja, weil du direkt an das qualvolle Live-Plucking denkst, wie es in Asien und Osteuropa immer noch gemacht wird. Unsere Daunen sind ein reines Nebenprodukt der Fleischindustrie. Die Federn und Daunen die hier abfallen werden je nach Qualität für Bettzeug oder Jacken benutzt. Das Live-Plucking ist ein widerliches Vorgehen, bei dem die Daunen lebendigen Tieren vom Leib gerissen werden, weil sie dann nachwachsen und die Tiere zweimal gerupft werden können. Wir würden niemals Daunen aus solchen Produktionen beziehen. Das widerspricht unserer gesamten Herangehensweise. Und außerdem haben Daunen aus einer solchen Produktion nicht mal gute Qualität. Man erhält also schlechtes Material durch ein absolut grauenhaftes Vorgehen.

Okay, spannend. Ihr scheint euch wirklich stark an eure Prinzipien zu halten, und werdet dadurch umso authentischer. Das ist etwas, worauf ihr sehr stolz seid – und was ich neben Canada Goose auch mit Kanada an sich verbinde. Ich habe das Land bisher immer als sehr offen, freundlich, kreativ und liberal kennengelernt. Gibt es irgendetwas, was du hier gerne verändern würdest?

Kanada ist tatsächlich ein tolles Land zum Leben und Arbeiten. Alles was du erwähnt hast stimmt, und dazu kommt noch unsere Vielfalt. Hier leben Menschen von überall aus der Welt. Leider gibt es hier wahnsinnig wenige Menschen, die gut Nähen können. Das liegt daran, dass die Textilindustrie in Kanada extrem zurückgegangen ist – weil der Großteil der Unternehmen mittlerweile Asien produziert. Seitdem ist es noch schwerer geworden, gutes Personal zu finden. Wir haben das Problem für uns gelöst indem wir Ausbildungsprogramme entwickelt haben und bei uns selbst ausbilden. Aber noch schöner wäre es natürlich, wenn wir das gar nicht erst hätten tun müssen.

Unterstützt euch Kanada dabei?

Ja, schon. Es gibt Verbände und auch Unterstützung, die Regierung ist ein großer Fan von uns. Das hilft uns natürlich.

Wir uberdinger reisen sehr viel – und du ja offensichtlich auch. Was sind deine Travel Essentials, ohne was steigst du in keinen Flieger?

Ich versuche, mit wenig Gepäck zu reisen. Das klappt natürlich nicht immer… Hmm.. Naja, eigentlich stimmt das überhaupt nicht [lacht]. Ich reise nicht mit wenig Gepäck. Wenn ich nur zwei Tage weg bin, versuche ich mit Handgepäck auszukommen, aber nicht mal das klappt immer. Ich bin eben gerne gut vorbereitet! Also, was ich immer mitnehme ist mein Blackberry. Meinen Laptop habe ich nicht immer dabei, aber oft. Und ich habe Massen an Medizin im Koffer! Für jedes mögliche Szenario habe ich die passenden Arznei parat… Ansonsten, hm. Manchmal ein Buch, und natürlich habe ich immer meine Hybridge Lite dabei, weil man sie so gut einpacken kann.

Und zum Schluss: Wie würdest du Canada Goose in drei Wörtern beschreiben?

Freedom from cold.

Thanks for having me, Dani!

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Lisa

Lisa Mattis ist überzeugte Optimistin und hat ein innigeres Verhältnis zu ihrem Koffer als zu ihrem eigenen Bett. Die Flugbegleiterin ist wirklich immer unterwegs und würde auf offiziellen Formularen unter dem Punkt Beruf manchmal gern "Reisende" eintragen. Ob im Flieger, im Dschungel oder auf den Straßen einer unbekannten Stadt, so lange die Kamera aufgeladen ist fühlt sie sich eigentlich überall wie zu Hause.