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#DigitalDetox mitten im Indischen Ozean – I’m lost!

Es gibt Zeiten, da fällt mir das “Abschalten” gar nicht so schwer, zum Beispiel wenn ich mit meinem kleinen Neffen spiele, ein 3-stöckiges-Haus zu pflegen habe und einen Mann mit Grippe im Bett liegen habe. Dann bin ich abgelenkt, die Prioritäten werden plötzlich verschoben und ich habe alle Hände voll zu tun. Aber während des Aufenthaltes auf einer Rund 600 Meter breiten, wunderschönen Insel? Das stellte sich dann doch als Herausforderung für mich dar.

Ich hatte mir das lange überlegt. Soll ich? Hält mir mein Team den Rücken frei? Kann ich? Und es stand fest: Ich war davon überzeugt, dass mir das gut tun würde und deshalb übergab ich am letzten Abend in unserer Wasservilla im LUX* Maldives meine Geräte an Thies.

Ich hörte die Wellen beruhigend an die Holzpfosten der Villa schlagen, ich zog mit einem zufriedenen Grinsen die Decke bis zum Kinn hoch, schloss die Augen und freute mich auf die Reise nach Kandolhu Island.

#DigitalDetox = Mal richtig Ankommen?

Doch dann ging es los. Mein Kopf ratterte – der nächste Tag war ein Werktag, was also wenn eine wichtige Mail reinkommt und ich nicht rechtzeitig darauf reagiere? Und um Himmels Willen, wird Thies den Wecker (also sein iPhone) auch wirklich richtig stellen oder verpassen wir ohne meine Kontrolle direkt das Speedboat und werden diese wundervolle Insel nie kennenlernen?

Mir erschien die Nacht endlos, ich reimte mir meine Dramen zusammen und ich konnte mich erst entspannen als ich Thies’ iPhone den neuartigen, morgendlichen Sound plärren hörte. Das war nicht wie üblich mein iPhone – aber dass er die Schlummer-Taste jetzt drücken musste gefiel mir!

Den Tag über waren wir mit Reisen beschäftigt und unterwegs hatten wir ohnehin kein WiFi, also lehnte ich mich entspannt zurück und genoss ausgiebig die wundervolle Landschaft, die an meiner Nase vorbeizog.

Alles kann – aber nichts darf

Angekommen auf Kandolhu nahm alles seinen Lauf. Thies griff zum Smartphone, WiFi: Check. Wir wurden zu unserer Villa geführt und was begrüßte mich zuerst? Ein fröhlich leuchtendes iPad. Ein Gefühl, das dem einer Schüssel Chips, die auf dem Couch-Tisch steht und du dir aber fest vorgenommen hast Diät zu halten, nahe kommt. Dann wirken die Chips doch gleich noch leckerer, oder?

Ich versuchte, mich nicht reinzusteigern, denn diese Behausung bietet ja schließlich so viel mehr als ein olles iPhone. Und schon war ich beim nächsten Problem: Normal springe ich in einer neuen Unterkunft wie ein aufgescheuchtes Huhn umher, versuche jeden Blickwinkel einzufangen und dann direkt via Whatsapp mit den Liebsten teilen – ein “Bin gut angekommen!” dazu und der Puls würde sich wieder beruhigen. Stattdessen kramte ich direkt meinen Bikini aus dem Koffer (krass wie leicht das Gepäck ohne die Geräte werden kann!) und schmiß mich in diesen unglaublichen Private-Infinity-Pool!

Der Tag nahm seinen Lauf und wäre da nicht diese eine Sache gewesen, die uns am Abend zuvor noch kurz erreichte, hätte ich mich sicher auch gut entspannen können. Meine Gedankten kreisten um den Germanwings Flugzeugabsturz. Ich hatte weder eine Tageszeitung, noch die Möglichkeit via iPad und Co. über diesen schrecklichen Vorfall zu lesen. Ich hätte gerne mit Lisa darüber gesprochen, ich hätte so gerne meine Gedanken frei gelassen, doch so drehte sich alles im Kreis.

Auch wenn diese Tragödie keine direkten Auswirkungen auf mein Leben hat, gab es mir einen Anstoß zum Nachdanken. Das Leben ist wundervoll – aber endlich. Und genau darum kullerten mir beim Sonnenuntergang ein paar Tränen über die Wangen. Weil ich Mama nicht sagen konnte, wie gut es mir geht, weil ich mich durch das Reisen ganz weit weg und doch so nah am Geschehen fühlte und weil die Melancholie des Augenblicks in mir brodelte.

Der nächste Tag brachte ein entspanntes Frühstück mit sich. Kein iPhone lag auf dem Tisch und wir genossen den leichten Wind, die Smoothies und freuten uns jeder auf seine Art über den besonderen Tag. Normalerweise genieße ich es, wenn Thies zum Tauchen geht. Dann habe ich ein paar Stunden nur für mich.

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Ich lege mich dann in die Sonne, verkrieche mich in der Story eines Romans oder eines Hörbuches, bearbeite ein paar Bilder, tippe ein paar Texte, schicke ein paar Selfies durch die Gegend – und das alles ohne auf irgendwen Rücksicht nehmen zu müssen. Ich liebe das und so freute ich mich auch auf Thies’ Tauchgänge an diesem Tag.

Aus der Sonne in den Schatten, vom Pool in den Ozean – vielleicht doch noch einmal kalt duschen? Hilfe, man hat mir meine Alltagsroutine genommen. Meinen iCal und meine virtuellen To-Do-Listen, die sonst fast jede “frei” Stunde meines Lebens bestimmen. Wie konnte ich an einem solchen Tag abschalten? Wo ist der Takt meiner eigenen, unglaublich wichtigen Trommel?

Außerdem hatte ich ständig Hunger. Hunger danach etwas zu tun – aber auch auf unsere komplette Minibar. Ich freute mich nach dem Frühstück auf den Lunch und plantschte dann mehr oder weniger zufrieden dem Dinner entgegen.

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Ich freute mich über die netten Worte der Boys vom House-Keeping und strahlte jedem Angestellten freudigst entgegen. Dieser Blickkontakt, das war eine der postiven Erfahrungen die ich lange nicht so intensiv gespürt habe. Ich habe an diesem Tag nur wenige Worte verloren und mein Drang zu kommunizieren wuchs.

Lost in paradise

Ich fühlte mich auf dieser unglaublich schönen Insel plötzlich einsam. Lost in paradise? Eine weitere postive Erkenntnis meiner #DigitalDetox Tage ist jene, dass ich weiß, genau den richtigen Beruf zu haben. Die Kommunikation und meine Gedanken und Sichtweisen zu teilen, scheinen für mich und meine kleine Welt eine unglaublich große Bedeutung zu haben. Und ja, natürlich liebe ich es auch, mich selbst darzustellen, Fotos zu posten oder via Instagram zu erfahren, warum der Typ von Gegenüber ein Pflaster am rechten Arm hat. Banalitäten, die meinem Tag von Zeit zu Zeit ein Lächeln geben.

Aber noch wichtiger: Es war schön zu wissen, wie nah mir meine Freunde, mein Team und meine Familie oft sind, obwohl ich ganz weit weg bin. Mein Team, die Menschen mit denen ich so oft im Büro zusammenklebe, sind meine ständigen Begleiter, egal wo auf der Welt wir uns gerade befinden. Das gefällt mir, denn dann sind wir manchmal “gemeinsam einsam” und das ist oft gar nicht so schlimm.

Das ist es, was mir so wichtig ist – auch wenn es nur ein “Gute Nacht, schlaf gut!” ist, oder ein Bild von meinen Füßen im Sand und Lisas frisch lakierten Nägeln in der heimischen Badewanne. Das “unterwegs sein” macht uns aus und wir haben es keineswegs verlernt, abzuschalten oder einfach mal “weg zu sein”, aber wir machen das auf unsere Weise – mal analog, mal digital – aber immer schön im Wechsel.

Mir taten diese Tage trotzdem gut. Weil ich mich selbst wieder ein Stück besser kennengelernt habe. Weil ich gereizt war, mich selbst nicht leiden konnte und jetzt, wo ich ganz eifrig diese Zeilen tippe – da fühle ich mich unglaublich entspannt. Ich springe jetzt noch mal vor zum Strand. Bis später!

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Mia
Mia

Mia Bühler ist ein echter Workaholic, könnte sie es sich aussuchen, träfe man die Stuttgarterin aber mit den Füßen im Sand, dem Rücken an einer Palme und mit den Augen auf den Weiten des Ozeans – das iPad in Reichweite. Als Social Media Beraterin mit ihrer Agentur "creading" und Bloggerin in diversen Bereichen, ist die junge Mama immerzu unterwegs – kulinarisch bleibt sie sich gern auch mal treu und liebt handgeschabte Spätzle mit Soß"™ aus Papas Küche.