Muttertag. Ein Tag, an dem Mütter traditionell mit Blumen, Pralinen und selbstgebastelten Karten gefeiert werden. Einige Tage später wird der Vatertag gefeiert – oft nach wie vor noch mit dem, was eher einem Ausbrechen aus der heute gewünschten Rolle eines modernen Papas entspricht: Saufen mit den männlichen „Leidensgenossen“, raus aus den Fängen der Familie. Irgendwie absurd, oder?
Was wir uns doch eigentlich alle wünschen, ist ein bisschen mehr Anerkennung, Respekt für all jene, die tagtäglich Carearbeit leisten – egal ob Mütter, Väter, Großeltern oder andere Bezugspersonen.
Denn als berufstätige Mutter weiß ich: Carearbeit ist mehr als kuscheln, spielen und Schulbrote schmieren. Es ist Organisation, emotionale Präsenz, ständiges Vorausdenken, Beruhigen, Motivieren, Nachfragen und Begleiten. Es ist ein ständiger Drahtseilakt zwischen ich funktioniere und ich fühle. Zwischen Business-Calls und Wutanfällen, Eltern-WhatsApp-Gruppen und Deadlines. Zwischen der Kunst in kurzen Hauptsätzen zu reden, einfach, unmissverständlich und unspektakulär und der Herausforderung nur fünf Minuten später wieder in die Lead-Rolle einer Agentur zu schlüpfen, andere durch gut formulierte Erfahrungen zu motivieren, mitzureißen, Emotionen durch ausgekügeltes Storytelling zu wecken. Aber ich drifte ab, kommen wir zurück zur Sache:
Wenn Wochenenden nicht „frei“ bedeuten
Für viele klingt ein langes Wochenende nach Erholung. Für mich als Mutter eines energiegeladenen Grundschülers bedeutet das lange Zeit vor allem: weniger Zeit für mich selbst, keine Pausen, doppelt so viele Fragen – und natürlich ganz viel Abenteuer und Liebe. Denn Kinder brauchen keinen Plan, sie brauchen Präsenz. Und genau das kostet Kraft. Emotionale, mentale und manchmal auch körperliche. Ich liebe es, wenn mein Sohn mir lachend von seinen Ideen erzählt, mit mir durchs Wohnzimmer tanzt oder mir auf dem Sofa lümmelnd seine neuesten Minecraft-Weisheiten erklärt. Aber gleichzeitig bin ich müde. Müde vom Multitasking, vom ständigen „Mitdenken“ für zwei oder drei. Müde von der Tatsache, dass diese Arbeit – weil sie unbezahlt ist – so oft unsichtbar bleibt.
Carearbeit ist Systemarbeit
Diese Arbeit hört nicht um 17 Uhr auf. Es gibt keinen Feierabend, keine Gehaltserhöhung, keinen Applaus. Und doch ist sie die Grundlage unserer Gesellschaft. Denn ohne sie bricht alles zusammen. Es ist Zeit, dass wir Carearbeit als das anerkennen, was sie ist: Systemrelevant.
Nicht nur am Muttertag. Sondern immer – und nicht nur für Moms, sondern auch für Dads, die meistens entweder dafür gefeiert oder mit einem „Was, wie kannst du nur deine stärksten Karrierejahre der Familie verschreiben?“ mit Unverständnis abgewunken werden. Ein Dazwischen, ein „normal“ gibt es dafür, zumindest in Deutschland noch nicht.
Dabei erfordert dieser Schritt unglaublich viel Geduld, Hingabe und unerschöpfliche Liebe. Sie baut Bindung, schafft Sicherheit und prägt ganze Biografien.
Mia über die Bedeutung von Carearbeit
Und sie sollte genau deshalb dieselbe Wertschätzung erfahren wie jeder andere anspruchsvolle Job auch.
Was ich mir wünsche – Anerkennung der Carearbeit
Ich wünsche mir, dass es irgendwann normal ist, sich die Carearbeit partnerschaftlich zu teilen. Dass Mütter ohne schlechtes Gewissen arbeiten dürfen – und Väter ohne Stirnrunzeln zu begegnen und dafür mit Stolz Windeln wechseln, Elternzeit nehmen und all das auch noch genießen können. Ich wünsche mir, dass Elternsein nicht romantisiert, sondern realistisch gesehen und unterstützt wird. Und ich wünsche mir, dass wir unseren Kindern vorleben, dass sie alles werden können.
Zum Schluss: Versteht diesen Artikel bitte nicht als Jammern, denn natürlich haben wir uns das Eltern-sein (hoffentlich) fast alle ausgesucht, mit all dem, was dazu gehört.
Trotz all dem Trubel, der Müdigkeit, der Unsichtbarkeit – ich würde keinen einzigen Tag eintauschen. Denn in den Augen meines Sohnes bin ich nicht nur seine Mama. Ich bin sein Zuhause, sein Halt, seine Heldin. Und das ist die schönste Anerkennung, die es geben kann.
Habt alle einen schönen Muttertag und bald auch Vatertag!
