Was genau ist der S7 eigentlich? Eine sportliche Limousine? Ein komfortables Coupé mit vier Türen? Oder schlicht und einfach eine fahrende Skulptur? Die Antwort ist: Er ist alles davon und noch so viel mehr! Es gibt wohl nur wenige Autos, die derart komplett und vielseitig sind, mit ebenso viel Klasse einen Bankvorstand zur Oper bringen, wie sie das ideale Alltagsauto für einen jungen, kreativen Musikproduzenten sind. Die allen Komfort einer Limousine bieten und einen am Steuer trotzdem vergessen lassen, dass man gerade nicht in einem Sportwagen sitzt.
Optik – der schönste seiner Klasse
Der Audi S7 spielt in der Championsleague mit. In der Königsklasse für schöne Autos, in einem Feld aus weiteren automobilen Skulpturen: Den viertürigen Luxus-Coupés. Die weiteren Big Player dieser Klasse heißen zum Beispiel Mercedes-Benz CLS und BMW 6er Gran Coupé, beides ebenfalls wunderschöne Multitalente. Doch der Audi dominiert – zumindest in meinen Augen – diese Klasse optisch, hat die schönste Form und auch sonst keine Makel. Das abfallende Heck ist perfekt gelungen und wird durch den ausfahrbaren Spoiler noch reizvoller, die Linie verläuft dynamisch und kunstvoll über das gesamte Fahrzeug bis zum flachen Single Frame Grill, der beim S7 edel glänz – den feinen Chromstreben sei Dank!
Die Details, die den S7 zur Design-Ikone machen sind zahlreich. Die kontrastierenden Alu-Spiegel, die vier Endrohre, die die Kraft im Inneren auch von Außen sichtbar und im Dynamik-Modus auch hörbar machen und eben dieser Spoiler! Im Inneren geht die Design-Orgie in Form von dunklem Holz und Aluminium weiter, mein Highlight sind aber die gesteppten Ledersitze, die Sportlichkeit und Eleganz perfekt unter einen Hut bringen.
Komfort – Schaf im Wolfspelz?
Schaf im Wolfspelz klingt zunächst negativ. Warum habe ich diese Worte also gewählt? Weil ich genau das am S7 so schätze: Das er eben nicht aussieht, wie eine Vorstandslimousine, sondern sportlich daherkommt. Ein Wolfspelz im guten Sinne also, der dem komfortablen Schaf im Inneren einen tollen Auftritt verleiht und dafür sorgt, dass der Audi S7 mehr bewundernde Blicke bekommt, als ein A8. Exzessiver hätte an den Langstreckenkomfort nicht testen können, wir sind an einem einzigen Wochenende über 20 Stunden in diesem Auto gesessen, haben Stadtverkehr und Highway-Gleiten erlebt, haben in den Sitzen auch bei ruppiger Kurvenfahrt am Rande des Grenzbereiches Halt erfahren und sind trotzdem nach einem Tag auf der Straße entspannt und körperlich ausgeruht aus dem Auto gestiegen.
Auch die beiden Sitze im Fond, die ebenfalls in edler Stepp-Optik daherkommen, bieten diesen Komfort. Der Kofferraum erstaunt beim Öffnen: Aufgrund der Form des S7 hatte ich immer gedacht, dass der Stauraum eher gering ausfalle, doch weit gefehlt, unsere zwei Reisetaschen für den Wochenend-Trip wirkten fast verloren im großen Kofferraum!
Einziges Manko, das ich gleich zu Beginn der Reise bemerkt habe: Die Bedienung des Navigations-/Entertainmentsystems ist etwas gewöhnungsbedürftig, unzählige Knöpfe und Schalter zieren die Mittelkonsole und es ist nicht auf den ersten Blick klar, welcher denn die gewünschte Funktion verbirgt. Da wäre mir etwas Reduktion lieber, das Wählrad mit Joystick-Funktion im Mercedes SL beispielsweise hat mir sehr gut gefallen! Ein Pluspunkt hingegen ist das Head-Up-Display, in das ich mich sofort verliebt habe. Vom Sicherheitsaspekt einmal abgesehen gefallen mir solche Features, die noch vor einigen Jahren nur in Sci-Fi-Filmen und Computerspielen zu finden waren, einfach!
Der Motor – S für Sport
Als ich eben vom Schaf gesprochen habe, ging es beim besten Willen nicht um den Motor des S7! Ein 4 Liter V8 mit Biturbo-Beatmung. Das klingt schon nach Spaß, spätestens wenn man die Leistungsdaten sieht: 450 PS und 550 Newtonmeter Drehmoment, damit geht es dank Allradantrieb und S tronic Getriebe in nur 4,6 Sekunden auf Tempo 100. Wir haben das ausprobiert und es stimmt wirklich! Die Launch Control einschalten und ab geht die Post, der S7 fliegt quasi davon und die Beschleunigung scheint nicht aufzuhören – wären da nicht die Beschränkungen auf den Amerikanischen Highways! Selbst ein Maseratifahrer war offensichtlich erstaunt, wie unerwartet schwer es war, den S7 zu versägen. Und der Kerl saß nicht im Ghibli!
Um Sicherheit muss man sich keine Sorgen machen. Auf den kurvigen, von feuchtem Laub bedeckten Straßen im ländlichen Vermont behält der Quattro-Allradantrieb stets die Kontrolle, Handling und Straßenlage sind super und auch wenn man das ESP ausschaltet (was man tun muss, um die Launch Control zu benutzen) landet man nicht direkt in den Bäumen. Wie mein Kumpel Christian so schön sagte „der S7 ist eben sportlicher als die gemütlichen Bewohner Vermonts!“
Ein Auto mit 8 Zylindern, 4 Litern Hubraum und 2 Tonnen Gewicht schreit nach Verbrauchsorgien, die sogar bei den Amerikanischen Bezinpreisen wehtun. Doch weit gefehlt: Obwohl ich den Audi S7 nicht eben spritsparend gefahren habe, sondern mich über jede Gelegenheit zum Kickdown gefreut habe, stand am Ende ein Durchschnittsverbrauch von knapp 11 Litern pro 100 Kilometer auf der Uhr. Ein Wert, der sich wirklich sehen lassen kann! Ein Grund ist „Cylinder on Demand“, also die Abschaltung der Hälfte der acht Zylinder, wenn diese nicht unbedingt benötigt werden. Dem Fahrspaß tut das im Alltag keinen Abbruch.
Mein Fazit
Ich hätte mir für den Roadtrip in den Norden wirklich kein besseren Auto vorstellen können. Schon seit seiner Einführung halte ich den Audi A7 für eines der schönsten Autos überhaupt und der sportliche S7 besitzt ein paar Elemente, die das noch perfektionieren. Trotz seiner Größe und dem Platz im Innenraum wirkt der S7 schon im Stand sportlich, als wollte er jederzeit losstürmen.
Auch nach 2000 Kilometern über Landstraßen, durch die Stadt, durch Stau und Regen bin ich noch ein Fan des S7, ja sogar überzeugter als vorher. Ich hatte die Größe immer für einen Makel gehalten, da ich es lieber sportlich mag als komfortabel. Doch genau dieser Spagat gelingt dem S7 sehr gut.
Möchte man noch mehr Power, bietet Audi den RS7 an. Der sieht aus wie der grimmige große Bruder des S7 und beeindruckt durch satte 560 PS! Und seit neustem kann er sogar von ganz alleine fahren.