„Was, Alltag in New York?“ – diese Frage habe ich schon das ein oder andere Mal gehört, als ich Freunden zu Hause von meinem Leben hier erzählt habe. Es scheint für viele schier unglaublich zu sein, dass man sich in der vielleicht geilsten Stadt der Welt befindet und sich mit profanen, unliebsamen Dingen des Alltags beschäftigt, statt mit Frank Sinatra in den Ohren über die Brooklyn Bridge zu tanzen oder mit Champagner auf einem Rooftop das süße Leben zu genießen.
Wäre ich nur als Tourist hier, würde ich natürlich keine Zeit verschwenden und versuchen, diese großartige Stadt einfach nur in vollen Zügen zu genießen. Doch ich bin 6 Monate lang hier und habe leider vorher nicht im Lotto gewonnen. Ein Blick auf mein Konto und ich weiß: Das mit dem New Yorker Upper Class Leben müssen wir wohl leider verschieben. Klar, hin und wieder gehen wir gut essen, gönnen uns ein Frühstück im Restaurant oder shoppen ein bisschen. Doch insgesamt gilt es eben, so zu haushalten, dass am Ende des Monats noch etwas übrig ist und insgesamt 6 Monate überstanden werden können.
Der zweite Grund für den Alltagstrott ist natürlich der Job. Wenn man 40 Stunden die Woche in einem Büro verbringt, schaltet das Gehirn quasi automatisch auf Normalität um, der Urlaubsmodus wird nur hin und wieder am Wochenende angeknipst. Alltag? Klar, aber das ist ja eigentlich auch weder schlimm noch verwunderlich. Wäsche waschen, einkaufen und kochen muss man eben auch in New York City!
Ernährung in New York
Puh, was ein Thema! Wir wissen doch sowieso alle, dass Amerikaner nur frittierten Schrott essen und alle kaum durch die Tür passen… So zumindest das Klischee, das ich – nunja – weder eindeutig verneinen, noch aber wirklich bestätigen kann. Die Realität liegt irgendwo dazwischen. Fakt ist: Ein Großteil des Essens hier ist fettig und manchmal deckt eine einzige Mahlzeit schon den kompletten Tagesbedarf an Kalorien. Dementsprechend können manche Leute hier froh sein, dass es in der U-Bahn hier meistens Bänke gibt und keine einzelnen Sitze.
Es gibt aber auch sehr viele sehr schöne Menschen in New York. Wie die das machen? Zum einen durch viel viel Sport. Es ist unglaublich, wie viele Menschen hier durch die Gegend joggen, auch wenn man sich manchmal fragt, ob das in Anbetracht der miesen Großstadt-Luft gesundheitlich überhaupt zu empfehlen ist. Zum anderen aber kann man sich in New York eigentlich einfacher gesund ernähren, als bei uns in Deutschland. Die Healthy-Vegan-Blabla-Welle hat dafür gesorgt, dass es hier an jeder Ecke eine Salatbar gibt, dass man überall frisch gepresste Säfte bekommt und dass ganze Supermärkte sich auf Bioprodukte spezialisieren. Gesund leben ist also durchaus möglich, es braucht nur viel Disziplin in Anbetracht der Tatsache, dass es eben auch an jeder Ecke ein Burger-Restaurant, sündhaft gutes Eis (das Eis ist eigentlich unspektakulär aber man kann sich kiloweise Brownie-Stücke, Gummibärchen, Schokosoße und sogar gehacktes Snickers drüberstreuen) und all die vollgezuckerten Drinks gibt, die für das miese Image der USA verantwortlich sind.
Selbst Kochen oder Restaurant?
Diese Frage ist hier nicht ganz so einfach zu beantworten wie in Deutschland. Kennt man sich gut aus, kann man gut im Restaurant essen, ohne viel zu bezahlen. Lebensmittel selbst zu kaufen ist hingegen nicht wirklich günstig – außer man kennt die richtigen Orte. Beim Bio-Supermarkt Trader Joe’s beispielsweise kann man zu absolut fairen Preisen tolle Lebensmittel bekommen, hin und wieder sind auch die kleinen „Grocerie Stores“ um die Ecke ganz hilfreich, oftmals bekommt man dort Obst und Gemüse billiger als in den größeren Supermärkten. Es hat aber zwei Vorteile, selbst zu kochen: Zum einen bestimmt man eben selbst, was auf den Teller kommt. Zum Beispiel das Lieblingsessen von zu Hause, das man in der Stadt so nicht bekommt. Der zweite Grund, warum wir unter der Woche meistens gekocht haben, ist das Mittagessen. Jeden Tag 10$ für Lunch auszugeben, geht ganz schön ins Geld. Kocht man am Abend einfach die doppelte Menge, so spart man am nächsten Tag!
Fortbewegung in New York
Kommt man frisch in New York an, so kann es schon mal vorkommen, dass man quer durch die Stadt läuft. Schließlich möchte man ja alles sehen und kennt sich auch überhaupt nicht aus. Ich empfehle auch generell, viel zu Fuß zu erkunden, denn so landet man oft an Orten, die man sonst vielleicht nie entdecken würde.
Da alleine Manhattan aber doch ganz schön groß ist und man ja auch nicht immer den ganzen Tag Zeit hat, kann man natürlich nicht immer laufen. Mal davon abgesehen, dass die Füße das wohl auch nicht mitmachen würden und man so manchen drückend heißen Sommertag dann nicht überleben würde. Man hat drei Alternativen: Taxis, Subway oder City Bikes.
Taxis
Es kommt hin und wieder vor, dass man an einer der Avenues an einer Ampel wartet und der komplette vorbeirauschende Verkehr nur aus den typischen gelben Taxis besteht. Es gibt unzählige Taxis hier und man fährt deutlich günstiger, als in Deutschland. Dies gilt zumindest in der Theorie, wird aber oft durch die Tatsache zerstört, dass in New York eigentlich immer irgendwo Stau ist. Man steht also häufig mehr im Taxi, als man sich vorwärts bewegt und des Öfteren beschließt man irgendwann genervt, auszusteigen und den Rest des Weges zu laufen.
Möchte man es etwas luxuriöser und dank Smartphone-App organisierter, so ist der neue Trend ‚Uber‘ eine gute Wahl. Einfach die App runterladen, sich mit der Kreditkarte registrieren und die Fahrt kann losgehen. Oftmals wird das ‚Ubering‘ durch erhöhte Nachfrage aber deutlich teurer als ein Taxi – und das Stau-Problem haben auch die Edel-Limousinen.
Subway
Ich könnte hier vermutlich ein ganzes Buch über die New Yorker U-Bahnen schreiben. Über die Unsinnigkeit des Liniennetzes, über Verspätungen, eigenartige ‚Service-Changes‘ und darüber, wieviel Zeit ich in meinen sechs Monaten damit verbracht habe, innerhalb eines Bereiches von vielleicht 20 Kilometern U-Bahn zu fahren. Darüber, dass es in der Bahn im Sommer immer viel zu kalt ist (ich hatte echt schon eine Subway-Erkältung), während die Stationen einer Dampfsauna gleichen. Ich könnte stundenlang davon schwärmen, wie viele verrückte Menschen man in den Bahnen beobachten kann, welch geniale Musiker man teilweise in den Stationen spielen sieht.
Aber ich mache es kurz: Meiner Meinung nach sind U-Bahnen das beste Fortbewegungsmittel in NYC. Man muss sich nur die NYC-Subway-App runterladen und für 112$ eine Monatskarte kaufen (Wochenticket: 30$) und es kann losgehen. U-Bahn fahren ist einfach real, es lässt einen New York intensiver sehen, riechen und hören! Und langsamer als mit dem Auto, das ohnehin nur im Stau steht, ist man auch nicht!
Citybike
Wie auch in Washington D.C. gibt es in New York ein genial einfaches Bikesharing-Konzept. Kreditkarte rein und los, Fahrräder gibt es an unzähligen Stationen, sodass weder Abholung noch Abgabe besonders problematisch sind. Für mich hat die Sache aber zwei Haken: Citybiking ist nicht gerade günstig und während die ländliche, grüne Hauptstadt der USA geradezu für Fahrräder geschaffen zu sein scheint, würde ich mir in New York wohl die meiste Zeit Sorgen um Leib und Leben machen. Der Verkehr ist hart und schnell, entweder rasen Taxis durch die Straße oder Fußgänger springen vor das Bike. Außerdem ist immer dann keine Station in der Nähe, wenn man das Bike abgeben möchte. Für Einheimische mag sich das Citybiking lohnen, für Touristen empfehle ich es aber nicht wirklich.
Wohnen in New York
Uberding-Leserin Tabea hat mich auf meinen Unterkünfte-Guide hin gefragt, wie man denn in New York eine Wohnung für einen längeren Zeitraum findet. Sehr gute Frage, denn Mieten sind hier unfassbar hoch und die Nachfrage extrem. Als würde das nicht reichen, kommen noch weitere Probleme hinzu: Ist man nur für eine bestimmte Zeit hier, so braucht man ein möbliertes Zimmer. Ein Zimmer oder eine Wohnung ganz normal zu Mieten ist ohne festes Einkommen und Credit-History unmöglich und in der Regel mit einer Vorauszahlung der ersten paar Monate als Sicherheit verbunden. Sprich: Man braucht verdammt viel Geld.
Die einzige wirkliche Möglichkeit, ohne viel Geld und Kontakte an ein Zimmer oder eine Wohnung zu kommen, ist Untermiete, Sublet genannt oder Wohnheime. Es gibt in NYC sehr viele Menschen, die Wohnungen oder Zimmer untervermieten, teilweise bestreiten diese so ihren Lebensunterhalt, teilweise versuchen sie einfach, etwas Geld zu bekommen, während sie selbst im Urlaub sind. Um Sublets zu finden, kann man entweder auf Craigslist suchen, oder einfach bei Airbnb schauen.
Die Craigslist für die Wohnungssuche
Craigslist ist – für die, die es noch nicht kennen – mit den Ebay Kleinanzeigen oder Portalen wie WG-gesucht zu vergleichen. Privatleute stellen Angebote online und man kann sie über die Website kontaktieren. Das Angebot ist riesig, aber auch dementsprechend unübersichtlich. Außerdem treiben sich auf Craisglist viele Betrüger herum. Craigslist ist die günstigste Möglichkeit, eine Unterkunft zu finden, erfordert aber auch den meisten Zeitaufwand. Man sollte sich Unterkünfte auf jeden Fall anschauen, bevor man irgendetwas zusagt, da die Inserate und die Fotos oft wenig aussagekräftig sind. Man muss also auf jeden Fall in NYC sein, um dann vor Ort nach einer Wohnung zu suchen.
Zuhause auf Zeit via Airbnb
Airbnb kennt man ja eigentlich eher als Seite, um eine Unterkunft für Citytrips oder sonstigen Urlaub zu buchen. Für uns hat sich das Portal aber auch als super Möglichkeit erwiesen, um Unterkünfte für längere Zeiträume zu bekommen. Die Vorteile: Dank ‚verified-Photos‘ und den Bewertungen anderer Gäste bekommt man einen guten Eindruck, ohne die Wohnung selbst zu sehen, außerdem bietet Airbnb einem Sicherheit, falls doch etwas nicht stimmen sollte. Das Angebot ist riesig und man kann durchaus die ein oder andere Traumwohnung finden. Natürlich haben viele Unterkünfte bei Airbnb Preise auf Hotel-Niveau. Wir haben es aber geschafft, ein halbes Jahr lang für unter 1500$ pro Monat zu zweit in einem Zimmer zu wohnen, in insgesamt drei unterschiedlichen Wohnungen. Wichtig: So früh wie möglich suchen, New York ist einfach ständig ausgebucht!
Man sollte sich aber – gerade als Praktikant mit schmalem Budget – keine Illusionen machen. Unter 1000$/Monat kann man eigentlich gar nicht leben, unter 2000$/Monat sind die Standards nicht gerade hoch. Für uns war es super, dass wir als Pärchen in NYC waren und uns die Kosten für das Zimmer teilen konnten – allerdings lässt dies nicht jeder Vermieter zu.
Wohnheime in New York City
Es gibt eine ganze Menge privater Wohnheime in New York, die teilweise mit einer tollen Lage und guten Standards punkten können, auch die Preise sind in Ordnung. Einzige Nachteile: Die Wohnheime sind in der Regel entweder nur für Jungs oder nur für Mädels und Besucher dürfen nicht über die Nacht bleiben. Damit muss man klarkommen, ebenso wie mit der Tatsache, dass sich die Atmosphäre je nach Wohnheim ein bisschen anfühlt, als wäre man sechs Monate lang im Landschulheim. Empfehlungen: Webster Apartments für Mädels, Kolpinghaus für Jungs.
Welche Gegend eignet sich zum Leben in NYC?
Natürlich wünscht sich jeder, in SoHo, Chelsea oder im West Village zu wohnen. Auch ins trendige Williamsburg möchten viele. Doch wie man es sich ja denken kann, sind diese Bezirke natürlich besonders teuer, teilweise schlicht unbezahlbar. Aus diesem Grund empfehle ich folgende Gegenden: East Williamsburg, West Bushwick, North Bedford-Stuyvesant, also all die Bezirke, die in der Nähe von Williamsburg sind. Sie sind auf dem besten Wege, genauso trendy zu werden wie Williamsburg selbst, aber momentan noch deutlich günstiger.
Weiter im Süden von Brooklyn in der Nähe des Prospect Park kann man in Park Slope und Crown Heights gut wohnen, muss aber gerade bei Crown Heights etwas mehr Zeit für den Weg nach Manhattan einplanen.