Es ist etwa sieben Uhr morgens, als uns ein brummendes Geräusch und ein sanftes Schaukeln wecken. Goldenes Licht fällt durch die Tür der Kabine, die ich mit meiner Freundin Linda teile – und ganz kurz brauche ich, um die Orientierung zu finden. Wir blinzeln uns verschlafen an und tapsen wenige Minuten später noch schlaftrunken und leise über den Gang, erklimmen routiniert eine kleine hölzerne Treppe, eine weitere – und spätestens dann weiß ich wieder ganz genau, wo wir uns befinden.
Hier an Deck unserer Motoryacht streicht der Wind uns sanft durch die Haare, es riecht nach Salz und vor uns breitet sich ein Blick aus, der uns auch die kommenden Tage immer früh aus dem Bett locken wird: Denn gerade steigt die Sonne über der Adria auf und bemalt die felsige Küste, grüne Wälder und kleine Ortschaften in den sanftesten Farben. Unsere kleine Yacht arbeitet sich zielstrebig durch das blaue Wasser der Adria.
Sie wird uns auch heute wieder zu Badebuchten – und später zu einem der kroatischen Städtchen, die sich in der Ferne abzeichnen, tragen. Hvar, Mljet oder KorÄula? Welche Stadt stand heute nochmal auf dem Programm?, frage ich mich gerade, als die Sonne eine weitere Ortschaft am Horizont auftauchen lässt. Dass es mir nicht gleich einfällt, ist nicht schlimm – sondern sogar bezeichnend. Denn das Loslassen, das sich Treiben lassen, ist definitiv Teil einer Yachtreise und genau die machen wir hier, gefunden und eingeladen von Secret Escapes.
Wahrer Luxus: Mit dem Meer aufwachen und einschlafen!
Als ich erfahren hatte, dass ich meine erste Arbeitswoche für Uberding auf einer kleinen Motoryacht in Kroatien verbringen würde, hatte mein Herz einen kleinen Hüpfer gemacht. Denn obwohl ich das Meer liebe, hatte ich an Bord eines Schiffs noch nie länger als einen Nachmittag verbracht.
Nun hatte Secret Escapes – jener Luxus-Reiseanbieter, der für seine Mitglieder exklusiv Reisen zum einem erschwinglichen Preis anbietet, von denen die meisten Menschen nur träumen können – für eine ganze Woche Adria-Erkunden per Motoryacht eingeladen. Von Trogir in der Mitte des Landes sollte es in sieben Tagen über bis nach Dubrovnik an der montenegrinischen Grenze und zurück gehen.
Immer unterwegs – zu neuen Buchten, neuen Häfen
Unsere Motoryacht, die „Pacific“, trägt bis auf uns lediglich etwa 30 weitere Passagiere an Bord und gehört damit zu den kleineren Schiffen, die die Adria durchqueren – und das hat definitiv seine Vorteile. Denn so können wir einsame Buchten und kleine Häfen ansteuern, die den großen Kreuzfahrtschiffen vorenthalten bleiben.
Auch jetzt, Anfang Oktober, hat das Meer noch angenehme 23 Grad. Die Außentemperatur liegt die ganze Woche im Mittzwanzigerbereich, am Himmel zeichnen sich nur wenige Wölkchen ab. Und so genießen wir den täglichen Sprung direkt vom Heck des Boots, tauchen durchs dunkelblaue Wasser und fühlen uns plötzlich in den Sommer zurückversetzt.
Wo Seefahrer und Entdecker geboren werden
Auch wenn jede der Städte, an denen wir auf unserer Reise Halt machen, ihren eigenen Charme hat: Eine hat es uns besonders angetan. KorÄula, auf der gleichnamigen Insel in Süddalmatien gelegen, erinnert mit seinem festungsähnlichen Aussehen bereits von Weitem an eine andere Zeit. Als wir hier im warmen Nachmittagslicht im Hafen anlegen, spielen sich vor meinem inneren Auge Szenen aus der Vergangenheit ab. Ob von hier aus wohl Entdecker und Seefahrer in die Welt gezogen sind?
Das behaupten zumindest die Bewohner KorÄulas. Laut ihnen soll hier im Jahr 1254 einer der größten Entdecker und Seefahrer aller Zeiten geboren sein: Marco Polo. Auch sein „Geburtshaus“ gibt es hier zu besichtigen. Später lese ich nach, dass es nur wenige Belege für diese These gibt. Historiker gehen heute davon aus, dass der berühmte Entdecker tatsächlich in Venedig geboren wurde. Darauf angesprochen lächelt unsere Reiseleitung Ines, eine Kroatin, nur verschmitzt.
Verurteilen kann man die Kroaten für ihre Behauptung allerdings nicht. Denn beim Anblick dieser steinernen Stadt, in der scheinbar jedes verwundene Gässchen zum Meer führt und in der sich auch heute im Minutentakt kleine und große Schiffe auf den Weg ins dunkelblaue Meer machen, kann auch ich mir gut vorstellen, wie hier die Abenteuerlust eines kleinen Marco Polos geweckt hätte werden können.
Denn mir ergeht es ganz ähnlich. Zurück in meinem Bett in Deutschland fehlt mir beim Einschlafen schon einen Tag nach unserer Reise das leichte Schaukeln des Schiffs, das sanfte Rauschen des Meers. Als ich die Augen schließe, träume ich deshalb bereits von der nächsten Reise übers dunkle Blau – vielleicht nächstes Mal mit einem noch kleineren Schiff, einer Segelyacht vielleicht? Fast meine ich, den Fahrtwind schon zu spüren.
Danke an Secret Escapes, die uns zusammen mit Visit Kroatien und I.D. Riva zu dieser Reise eingeladen haben, sowie an die Fotografin Linda Ambrosius für die Portraits unserer Autorin für diesen Beitrag.
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