Allein durch die Schweiz, vier Tage lang. Eigentlich war das nicht wirklich meine Vorstellung vom Traumurlaub im Mai, eigentlich hätte alles ganz anders laufen sollen. Ich musste spontan umplanen – und hätte selbst nicht gedacht, dass mir das so schwer fällt. An sich bin ich sehr gern allein unterwegs, ich bin das gewohnt, ich mache das doch so oft. Aber wenn man sich eigentlich auf Gesellschaft eingestellt und gefreut hatte, ein Programm geplant war und tolle Hotels gebucht, und all das auf einmal wegfällt, dann ist man für einen kurzen Moment ganz schön aufgeschmissen. So fühlte ich mich zumindest.
Da saß ich nun im (übrigens maßlos unterschätzten) Örtchen Schaffhausen nah der deutschen Grenze und dachte mir: Na, dann muss ich jetzt wohl das Beste daraus machen. Gesagt, getan. Eigentlich nur auf der Suche nach einem späten Frühstück (und, okay, einem süßen Seelentröster vielleicht auch) landete ich im Little Shabby in der Stadthausgasse – und kam dort bei einem unfassbar leckeren Cupcake (bestes Frosting, das ich bisher probieren durfte!) mit einer herzlichen Wahlschaffhausenerin ins Gespräch. Die gab mir eine Empfehlung nach der anderen mit auf den Weg. Und genau so sollte es vielleicht eigentlich laufen: Mit den Locals sprechen, statt ins Smartphone oder in den Lonely Planet zu glotzen.
Und dann erinnerte ich mich daran, was ich mir kurz vorher vorgenommen, ja, fast schon gewünscht hatte nach all den geplanten Trips und vollgepackten Pressereisen. Mal wieder ein Wochenende wegfahren, ohne zu planen – einfach drauf los, ohne das Internet vorher zu fragen wo es schön ist, wo man schlafen kann oder was man sich unbedingt anschauen sollte. Das hatte ich, eigentlich nur so zum Testen, sogar bei der neuen Plattform fyutr festgehalten, die dazu dienen soll, sogenannte Must Dos mit anderen zu teilen, sich selbst zu motivieren, und andere vielleicht sogar auch. Was ich eine gute Sache finde – denn manchmal muss man sich ja offensichtlich zum eigenen Glück zwingen und sich daran erinnern, was man sich doch so fest vorgenommen hatte. Da kam mir dieser kleine Reminder an mich selbst doch ziemlich gelegen.
Also ab dafür. Ich wusste, es sollte ans Wasser gehen. Ich hatte Lust auf nackte Füße im See, auf Bergidylle und Sonnenschein, und der Thunersee war schnell das Ziel der Wahl. Ich hatte nur keine Ahnung, wo ich schlafen sollte. Als ich sie fragte, leuchteten die Augen meiner Zufallsbekanntschaft nach kurzem Überlegen auf: Das Hotel Schwert sei etwas ganz Eigenes. Ein bisschen ungewohnt vielleicht, wenn man von Boutique Hotels und großen Ketten verwöhnt ist, aber wunderbar. Und tatsächlich, der Website nach hätte ich mich hierfür nie entschieden. Damit hätte ich aber ganz schön was verpasst.
Denn spätestens dieses Hotel hat mir über jegliche Bitterkeit hinweg geholfen. Einfache, aber absolut treffsicher eingerichtete Zimmer. Das Bad auf dem Flur. Man begegnet sich, kommt ins Gespräch. Ein bisschen wie im Hostel, aber sauber, hochwertig, sehr gepflegt. Die komplette Philosophie hinter dem Haus gefällt mir wahnsinnig gut: Dass die Handtücher nur alle drei Tage gewechselt werden zum Beispiel. Dass es leckere Äpfel en masse gibt. Dass ich auf dem Zimmer von einer Matroschka-Karaffe und Betthupferl begrüßt werde. Dass man mich nicht gezielt auf den Hinterhof hinweist – ich dort aber spontan das Paradies entdecke.
Und dann natürlich Thun. Hier muss ich im Sommer nochmal hin, wirklich. Das Badi genießen. Den Thunersee. Das Bergpanorama. Ich fuhr sonntags raus, eine große Runde um den See. Hielt überall dort an wo es mir gefiel, packte mein Buch aus und die Musik. Mit den Füßen im eiskalten Wasser, wenn auch nur ganz kurz. Kehrte abends zurück in mein Zuhause auf Zeit und atmete tief ein. Vielleicht geht das ja sowieso viel besser, wenn man alleine ist.
Es folgten zwei wunderbare See-Tage, die sich anfühlten wie Sommerferien, wie eine Mischung aus Wassereis und Sonnencreme. Ich fuhr nach Bern und schlenderte durch die kitschig schönen Altstadtgassen. Ich aß gut und teuer, ich ging früh ins Bett und rannte morgens um halbneun an der Aare entlang. Ich kaufte nichts als ein Stück Käse und ein paar Kugeln Eis. Ich telefonierte ein bisschen in die Heimat, ich schrieb Postkarten. Es fehlte mir, all diese Schönheit mit jemandem zu teilen, aber alles in allem ging es mir gut.
Manchmal muss man sich eben kurz mal im Selbstmitleid suhlen und die pathetische Tante rauslassen. Um direkt danach die Sonnenbrille aufzusetzen und zu erkennen, dass man zum großen Glück manchmal wohl gezwungen werden muss. Denn am Ende saß ich ja dann doch da, wo ich am Anfang hingewollt hatte: Mit den nackten Füßen im See, Sonnenbrand auf den Armen, dem Blick auf den Bergen und einem breiten Lächeln im Gesicht. Noch so ein Must Do, versteht sich.
Dieser Artikel entstand mit enthusiastischer Unterstützung von fyutr. Auf der Plattform kann man Must Dos festhalten und teilen – um sich selbst und andere zu motivieren, um auf neue Ideen zu kommen oder andere zu motivieren. Die Unterstützung hatte keinerlei Einfluss auf den Inhalt dieses Posts, der ziemlich sicher auch ohne die Kooperation entstanden wäre.
Noch mehr Bilder aus der Schweiz könnt ihr unter dem #fleckensuisse bei instagram finden. Und vielleicht hab ich euch ja angesteckt mit diesem Must Do: Einfach mal drauf los. Gern auch alleine.
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