[dropcap size=small]Z[/dropcap]u meinem Leben als Flugbegleiterin gehört es, ständig in fremden Städten zu übernachten, neue Orte zu sehen und Hotelbetten zu testen. Aber anders als meine Vorgängerinnen vor ein paar Jahrzehnten habe ich nur noch höchst selten Wochenstopps an exotischen Stränden, sondern häufig nur 24 oder 48 Stunden, um eine neue Stadt kennenzulernen. Das klingt für viele erst mal nach gewaltigem Stress – aber nach einiger Zeit und mit etwas Erfahrung im Jetset-Leben ;) findet jeder seine Art, aus dieser begrenzten Zeit das Beste zu machen.
Der eine zieht sich die Laufschuhe an und „erläuft“ sich im wahrsten Sinne des Wortes mit jeder Straße, jeder Brücke und jedem Park die Stadt. Der andere zieht mit seiner Kamera los und versucht, so viel wie möglich für sich und die Nachwelt festzuhalten. Der dritte sitzt stundenlang in Cafés und auf Parkbänken und beobachtet die Menschen in der Hoffnung, so möglichst viel über die Stadt und ihre Bewohner zu erfahren. Ich persönlich tendiere dazu, mich so viel wie möglich einfach nur treiben zu lassen.
Meine Tipps, um das meiste aus einem kurzen City Trip rauszuholen:
- Treiben lassen – aber nicht nur:
Wie gesagt bin ich absolute Befürworterin des gemütlichen Schlenderns, des Stehenbleibens, des Entdeckens und Verlaufens. Aber nur zu einem gewissen Maß. Zwar habe ich die spannendsten Ecken und Orte bisher immer komplett ohne Plan entdeckt, aber es gibt wenig Schlimmeres als eine Stadt zu verlassen, ohne zumindest einen groben Überblick bekommen zu haben. Deshalb ist für mich der regelmäßige Blick auf den Stadtplan (Einordnen, wo ich mich gerade befinde und wie weit ich gelaufen bin) und auch ein bisschen Planung (welchen Empfehlungen will ich unbedingt nachgehen?) unentbehrlich. Ich halte es mittlerweile so: 50% gezielt ansteuern und „abhaken“, 50% Streunern. Die richtige Mischung muss natürlich jeder für sich finden.
- Hop on Hop off – wie so ein Tourist:
Ich weiß, damit oute ich mich jetzt und auch auf Reisen selbst immer wieder als Touri, aber Fakt ist: Ich bin einer. Ich bin die Neue, und das ist okay so, gut daran ist: Ich bin wissbegierig. Ich will viel Neues sehen, aber ich habe wenig Zeit. Hop on Hop off Busse sind deshalb manchmal genau das richtige. Sie helfen, innerhalb kürzester Zeit viele Sehenswürdigkeiten zu erreichen – und auch hier bin ich gerne Touri, denn Sehenswürdigkeiten gelten meist nicht ohne Grund als sehenswürdig. Klar macht eine Stadt wie San Francisco mehr aus als die Golden Gate Bridge und die Fisherman“™s Wharf, aber sie gehören doch eindeutig dazu. Und das Beste an den Hop on Hop off-Bussen: Sie zeigen einem, wo es sich lohnt noch mal hinzukommen. Oder auf einen Spaziergang auszusteigen. Die Tickets gelten meist für 24 Stunden und wer sich morgens nach dem Frühstück in einen Bus setzt hat bis zum Abendessen so viel von der Stadt gesehen, wie es zu Fuß nie möglich gewesen wäre.
- Meet the Locals – Menschen machen Orte:
Ich kann das gar nicht genug betonen: Die Menschen in einer Stadt kennenzulernen, mit ihnen zu reden, zu essen und zu tanzen, das ist das eigentliche Reisen. Auf keine Art lässt sich ein Ort so gut erobern wie an der Seite eines Locals. Und das Schöne an unserer globalisierten Zeit: Über zwei Ecken kennen wir garantiert an jedem Ort der Welt irgendwen. Fragt eure Freunde, twittert, schreibt Couchsurfer an und ihr findet garantiert jemanden, der Lust hat euch ein paar Stunden lang seine Stadt zu zeigen, euch abends mit in die angesagten Clubs zu nehmen oder mit euch ein lokaltypisches Gericht zuzubereiten. Wer vorher nicht nachgefragt hat, muss einfach nur ein bisschen offen sein: Auch auf dem Markt, im Café oder im Park lassen sich schnell Leute kennenlernen. Wer in kleinen Gruppen unterwegs ist hat es hier meist leichter, weil er nicht so creepy wirkt ;) aber ein freundliches Lächeln und die Frage nach ein paar Tipps für die kommenden Tage haben noch keinem wehgetan.
- Rent a Car: Mit dem Mietwagen die Gegend erkunden:
- Die lokale Kunstszene erkunden – nicht nur wegen der Kunst:
- Auf Konzerte gehen – durch die Fremde tanzen:
- Klischees zum Essen – American Pancakes und Clam Chowder:
Wenn ihr zwei Tage in der Stadt verbracht habt, solltet ihr schon einiges gesehen haben. Wer wie ich tickt hat dann irgendwann einen Großstadt-Menschenmengen-Lautstärke-Rappel und sehnt sich nach etwas Ruhe, Weite fürs Auge und Selbstbestimmtheit. Gerade in Amerika ist es irre günstig, sich einen Mietwagen zu schnappen und damit ein paar Meilen übers Land zu fahren. Oder zum nächsten Strand. Von San Francisco aus braucht man zum Beispiel nur eine Dreiviertelstunde bis zum Stinson Beach, einem beliebten Ausflugsziel nördlich der Stadt, wo man zu dieser Jahreszeit außer ein paar Möwen, Krabben und Surfer Dudes kaum jemanden trifft.
Egal ob man Kunstgeschichte studiert oder die Kunstdrucke im Wartezimmer beim Zahnarzt das Höchste der Gefühle sind – die lokale Kunstszene zu erkunden lohnt sich immer, nicht nur um den eigenen Horizont zu erweitern sondern auch um ein besseres Gefühl für die Stadt zu bekommen. Und – siehe Punkt 3 – Menschen kennenzulernen. Es empfiehlt sich, vorher ein bisschen im Netz zu recherchieren. In San Francisco zum Beispiel zeigt gerade Filippo Minelli, über den ich hier schon geschrieben habe, seine Arbeiten in einer der zahlreichen Gallerien auf der Geary Street unweit vom Union Square. Lohnt sich, hier und da mal den Kopf reinzustecken!
Das geht immer. Allein, in einer Gruppe, geplant oder spontan. Ich rede hier nicht von 50€ Tickets für bekannte Musiker, die gerade zufällig in der Stadt der Wahl sind, sondern von kleinen Pub Konzerten, von Jam Sessions und Singer Songwriter Abenden, wie es sie in jeder Barszene zu Hauf gibt. Apps wie Bands in Town sind perfekt dafür geeignet, sich schnell und unkompliziert über aktuelle Events zu informieren. Und dann keine falsche Scheu: Nirgends lernt man so schnell und so unkompliziert Menschen kennen wie auf Konzerten – und auf Reisen!
(Gutes) Essen ist und bleibt der Schlüssel zu einer vollendeten Reise und zur Erkundung einer neuen Kultur. Ich kann nicht verstehen, warum man auf einer Asienreise an europäischen Essgewohnheiten festhalten sollte – und wie man in Amerika ernsthaft auf Fries & Co verzichten kann. Ich schmeiße mich hier gerne rein in die typischen kulinarischen Gewohnheiten.
Einen fetten Stapel American Pancakes zum Frühstück, am nächsten Morgen French Toast. Zwischendrin eine Clam Chowder, typisch für San Francisco: Direkt aus einem ausgehöhlten Laib Brot gelöffelt. Zum Abendessen Burger, von mir aus sogar bei In-N-Out Burger. Übrigens: Die Zeitverschiebung sorgt für merkwürdige Hunger- und Appetitzeiten, hört hier einfach auf euren Körper!
Was sind eure Tipps für einen gelungenen Kurztrip? Was macht ihr, um eine neue Stadt kennenzulernen? Plant ihr viel, oder lasst ihr euch einfach nur treiben? Und wo geht euer nächster City Trip hin?
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