31 Grad Celsius, 82 Prozent Luftfeuchtigkeit. Es ist 21 Uhr in Singapore, meine Haut klebt und das widerliche Gemisch aus Schweiß, Sonnencreme und dem Dreck der Stadt liegt schwer auf meinem Gesicht. Trotzdem bin ich völlig zufrieden, eine Dose Tiger Beer in meiner Hand und einen überraschend ausgeprägten Sternenhimmel über mir. Ich sitze auf einer Wiese vor dem Nationalmuseum und auf der Leinwand vor mir läuft Harold & Maude. Cat Stevens singt mir vor, dass es a million ways to go gibt und er hat verdammt recht, selten so sehr wie in diesem Moment.
Singapore ist eine Stadt der ziemlich unbegrenzten Möglichkeiten. Eben noch durch Chinatown spaziert und den Zahn des Buddhas im Buddha Tooth Temple besucht, kann ich keine zehn Minuten später durch hippe Stores am Ann Siang Hill stöbern oder mich auf einen High Tea im P.S. Café niederlassen. Einen kleinen Saunagang weiter finde ich mich mitten in Little India wieder, einer absoluten Parallelwelt zu den geleckten Straßenzügen in Downtown und noch wesentlich authentischer als Chinatown. Echten Chai gibt es hier und das Mustafa Centre, ein riesiges, restlos überfülltes 24 Stunden-Warenhaus voller geschäftiger Damen in Saris und staunender Touristen, die sich dieses Singapore so ganz anders vorgestellt haben.
Auch eine Stadt der Superlative ist Singapore, größer, höher, weiter, die Architektur überall in der Stadt ist beeindruckend und spätestens mit dem Bau des Marina Bay Sands wurde ein Wahrzeichen geschaffen, das man so schnell erst mal nicht übertreffen kann. Unser Blick bleibt immer wieder an dem faszinierenden Gebäude hängen, als wir nach dem Kino auf der Suche nach etwas Ruhe und einem Drink durch die Gardens by the Bay schlendern.
Surreal aber ist das Wort, das Singapore für mich am besten zusammenfasst. Ein überbordender Stadtstaat mit 5,3 Millionen Einwohnern, gleichzeitig so viele kleine Welten, die völlig für sich stehen. Kein Ort an dem ich leben wollte, aber ein Ort, den man immer wieder besuchen will, so viele Überraschungen hält er bereit.
Meine Top 5 Highlights für einen Singapore Kurztrip
1. Kulturelle Vielfalt in Singapore
Nicht umsonst ist Singapore als absolutes Sammelsurium an Kulturen bekannt, besteht die Bevölkerung doch aus einer wilden Mischung aus Chinesen, Indern, Malaien und diversen anderen Nationalitäten. Von einem Melting Pot kann hier nur begrenzt die Rede sein, statt Verschmelzung der Kulturen herrscht hier eine friedliche Koexistenz. In Chinatown stehen ein buddhistischer und ein hinduistischer Tempel quasi nebeneinander, auf der Straße sieht man je nach Stadtteil verstärkt bunte Saris, wohlhabende Chinesinnen in internationaler Couture und geschäftige Anzugträger aus aller Herren Länder.
Besonders deutlich wird die kulturelle Vielfalt zum Beispiel auch auf dem Lau Pa Sat (auch bekannt als Telok Ayer Market), einem großen Food Market nahe des Marina Boulevards, auf dem man von indischem Biryani bis zu Thai Food alles essen kann, was die südostasiatische Kulinarik zu bieten hat.
Must Do: Die Stadtteile Little India und Chinatown sind unbedingt einen Besuch wert. Gerade in Little India fühlt man sich vielerorts direkt nach Indien versetzt; hinter den chinesisch anmutenden Fassaden in Chinatown die gläsernen Hochhäuser der Stadt hervorragen zu sehen, fasst die ganze Kontrastbreite perfekt zusammen. Mein persönlicher Favorit ist der Buddha Tooth Relic Temple mitten in Chinatown.
2. Kultur vs. Konsum in Singapore
Es ist offensichtlich, dass Singapore wahnsinnig auf Konsum setzt. Shopping Tempel wie die Orchard Road oder die zahlreichen Malls, aber auch diverse kleine Department Stores und Boutiquen (zum Beispiel auf der Haji Lane, einer versteckten Seitenstraße im Muslim Quarter, wo Stores wie Know It Nothing wahre Modemädchen-Paradise sind) ziehen wohlhabende Fashionistas an – und dementsprechend gut gekleidet ist ein beachtlicher Anteil der Menschen unterwegs. Obwohl mich die Konsumorientierung streckenweise wirklich anwidert, habe ich einen Heidenrespekt vor den Frauen, die es schaffen, bei diesen Temperaturen wie aus dem Ei gepellt auszusehen und sich bei einer Luftfeuchtigkeit, die für mich nach No Make Up Days und Pferdeschwanz schreit, in High Heels und einer wohlduftenden Wolke aus Chanels neustem Duftschätzchen fortbewegen.
Das ist wahrscheinlich nur möglich, wenn man sich alle zehn Meter in einen der klimatisierten Konsumtempel begibt. Oder in eins der zahlreichen Museen, denn all dem Konsum stellt Singapore eine Fülle an kulturellem Input entgegen. Der knappen Zeit wegen habe ich mir mehrfach empfohlene Orte wie das Nationalmuseum nur von außen gesehen, aber wer mehr Zeit hier verbringt, hat diverse Möglichkeiten, für ein paar Stunden der lauten Großstadt zu entfliehen und sich stattdessen mit Kunst, Geschichte und Kulturstudien zu beschäftigen. Und auch eine alternative Kulturszene blüht in Singapore auf.
Must Do: Jeden letzten Samstag im Monat wird vor dem Nationalmuseum von Singapore ein Open Air Kino Under The Banyan Tree aufgeschlagen. Picknickdecke, Bier und eine Tüte Longan einpacken und die warme Nacht genießen, den Kopf im Schoß der Mitreisenden und den Blick, wenn nicht auf der Leinwand, dann in den Sternen. Die Filme beginnen um 20 Uhr.
3. Natur tanken in und um Singapore
Bei allem kulturellen Angebot und architektonischem Spektakel kann man nach ein paar Tagen schon mal genug von der lauten Großstadt haben. Die Singapurer haben sich da in den Siebzigern zu helfen gewusst und die kleine vorgelagerte Insel Sentosa zu einem Naherholungsgebiet gemacht, das mittlerweile durch Landgewinnung auf 5 Quadratkilometer angewachsen ist. Obwohl eine unübersichtliche Masse an touristischen Angeboten die Insel fast schon wieder anstrengend macht und sie in vielerlei Hinsicht wohl nicht unseren europäischen Vorstellungen von schön entspricht, kann zum Beispiel ein Ausflug an den Palawan Beach, mit einem Spaziergang über die Hängebrücke zur vorgelagerten Miniinsel mit dem südlichsten Punkt Kontinentalasiens, Wunder gegen City Hektik wirken.
Wer nur einen halben Tag hat, um sich ein bisschen im Grünen zu aalen, dem seien entweder der 74 Hektar große Botanische Garten inklusive riesiger Orchideen-Ausstellung im Nordwesten der Stadt empfohlen – oder ein Spaziergang durch die Gardens by The Bay direkt neben dem architektonischen Highlight des Marina Bay Sands.
Must Do: Wer nach mehreren Stunden in der unerbittlichen Hitze eine Abkühlung so nötig hat wie wir, sollte dringend in einen der Domes abtauchen. Ich empfehle den Cloud Forest, der mit Wasserfall und kühler Luft dem Regenwald alle Ehre macht.
4. Drinks & Dance – Nightlife in Singapore
Nachdem die erhitzten Gemüter durch ein Bad im Meer oder einen Besuch im künstlichen Regenwald abgekühlt sind, ist es Zeit für Dinner und Drinks. Bei der kulinarischen Vielfalt Singapores sollte jeder auf seine Kosten kommen – wer jetzt noch Lust auf einen stilvollen Absacker hat, tut das (bei üppiger Reisekasse) allein schon aus Gründen der Profilierung gern mal in der Rooftop Bar des Marina Bay Sands. Viel mehr kann ich aber einen Besuch in der IndoChine Bar auf dem Dach des höchsten der Supertrees in den Gardens By the Bay empfehlen – die Aussicht ist genau so spektakulär, und statt auf einem der berühmtesten Gebäude der Welt zu sitzen, hat man die absolute Paradeaussicht darauf.
Zum Tanzen geht es danach in einen der Clubs am Clarke“™s Quay, das auf uns zwar wirkte wie ein Abklatsch eines Disneyland Resorts – aber schließlich kommt es beim Feiern mehr auf die Begleitung an als auf Ort und Style, und hier trifft sich Hinz und Kunz zum quietschsüßen Singapore Sling.
Must Do: Mit 18$ Eintritt inklusive einem Freidrink halten sich die Kosten in der IndoChine Bar für Singapurer Verhältnisse absolut in Grenzen. Die Aussicht gibt“™s gratis dazu.
5. Drehkreuz für Südostasien – der Singapore Changi Airport
Die Nächte durchgefeiert, die touristischen Highlights abgeklappert und sich durch die verschiedenen Viertel treiben gelassen muss man sich irgendwann eingestehen: Singapore ist absolut sehenswert. Aber eben auch skurril, sauteuer und… irgendwie nicht der place to be. Oder zumindest nicht to stay. Der liegt aber ziemlich sicher irgendwo in einem Radius von maximal drei Flugstunden, irgendwo in Thailand, auf Bali oder in Cambodia. Der Singapore Changi Airport ist das Drehkreuz zwischen Europa und Südostasien, mehr als 80 Fluggesellschaften bringen von hier aus jährlich bis zu 55 Millionen Fluggäste in knapp 200 Städte in 60 Ländern. Ich bin sicher bald einer davon. There“™s a million ways to go, und Singapore ist der perfekte Ausgangspunkt dafür.
Must Do: Sich vor der Einreise nach Singapore ein bisschen mit den doch sehr strengen Gesetzen des Landes beschäftigen. Wirklich keine Drogen einführen, keine Zigaretten auf den Boden werfen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln essen und trinken – die Strafen sind hoch und machen auch vor Touristen keinen Halt.
Die Bilder in diesem Post hat der Berliner Fotograf Alexander Ullmann geschossen. Vielen Dank dafür – und für herausragende 48 Stunden in Singapore!
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