Die Farbvalenz des menschlichen Auges beschreibt die Wahrnehmung von Lichtstrahlen auf die farbempfindlichen Sinneszellen der Netzhaut des menschlichen Auges. Die M-Zapfen sind einer der drei Zelltypen, mit deren Hilfe wir Farben wahrnehmen. Sie sind für empfindlich für Lichtstrahlen mittlerer Wellenlängen. Das Chlorophyll der Pflanzen absorbiert kurze und lange Wellenlängen von Rot und Blau besonders stark und das zurück geworfene Licht erscheint deshalb Grün. Keine andere Farbe nehmen wir so intensiv wahr und in keinem anderen Land ist mir das bisher so deutlich geworden wie hier: Uganda kennt alle Schattierungen von Grün.
Unendlich viele Eindrücke an einem einzigen Tag
Die ersten Tage ziehen wie im Zeitraffer an mir vorüber, und jede Erinnerung am Abend ist mit einem ganz eigenen Grünton verknüpft: Die Gräser der Savanne des Mburo-Nationalparks schimmern Gelbgrün im Abendlicht. Ruhig wandern Zebras, Topis und Antilopen umher. Warzenschweine und ihre Jungen wühlen im Boden und der Leopard wartet auf die Nacht, um zu jagen. Im Regenwald des Bwindi Nationalpark sehen wir eine schwarze Mamba, eine der totbringendsten Schlangen der Welt. Die Schuppen des jungen Tieres glänzen noch giftgrün, bevor sie mit dem Erwachsenwerden ins Schwarz hinabsinken. Die Bananenstauden an den Bäumen sind nur eine Nuance dunkler.
Als wir mit laut schlagenden Herzen keine zehn Meter entfernt von den mächtigen Berggorillas im Urwald stehen, verdunkelt sich der Himmel. Der Regen fällt in Bindfäden und kaum ein Lichtstrahl erreicht noch den Boden. Der Donner rollt über die Baumwipfel und die Blätter der Pflanzen färben sich düster in ein beinahe mitternachtsblaues Dunkelgrün. Die Gedärme des Büffels, den der Löwe im Queen-Elizabeth-Nationalpark gerissen hat, sind aschgrau und kaum merklich hellgrün.
Die Myriaden Abstufungen des Grün werden nur hier und da unterbrochen vom unverwechselbaren Rot der afrikanischen Erde. Die unbefestigten Straßen ziehen sich fein und zittrig wie ein Spinnennetz durch das ganze Land. Am Wegesrand sitzen die Menschen vor Ihren Häusern und Hütten und trocknen Kaffee. Auf den Märkten am Straßenrand bieten die Händler ihre Waren feil. In jedem Ort breitet ein alleine stehender Baum am Straßenrand seine Äste aus, in deren Schatten die Männer auf ihren Motorradtaxis auf Kunden warten.
Wo auch immer wir mit dem schweren Toyota Landcruiser entlangfahren, laufen die Kinder auf uns zu und rufen „Mzungu!“. In der Bantusprache heißt das wörtlich übersetzt „jemand, der ziellos herumwandert“ und beschrieb ursprünglich die europäischen Forscher des 18. Jahrhunderts. Heute steht es ganz allgemein für jemanden mit weißer Haut.
Warum du unbedingt nach Uganda reisen solltest und was du dabei beachten musst
Aber von Anfang an: Wir sind auf Einladung von Tourism Uganda hier. Das Land im Herzen Ostafrikas teilt sich mit Tansania und Kenia den drittgrößten See der Erde, den Viktoriasee. Im Norden grenzt es an den Südsudan, im Süden an Ruanda und im Westen an den Kongo. Der Weiße Nil entspringt in Ruanda und Burundi, mündet in Uganda in den Viktoriasee und durchquert von hier das Land in Richtung Norden, bevor er sich in Khartum im Sudan mit dem Blauen Nil verbindet und schließlich in Ägypten ins Mittelmeer mündet.
Aus Deutschland fliegen wir mit Turkish Airways mit Zwischenstopp in Istanbul hierher. Der Flug dauert von dort neun Stunden auf dem Hinweg und sechs zurück, weil das Flugzeug in Ruanda zwischenlandet. Eine Gelbfieberimpfung ist vor der Einreise vorgeschrieben und wie in allen tropischen Gebieten der Erde ist bei kürzeren Besuchen eine Malaria-Prophylaxe vorgesehen.
Die lange Anreise aber lohnt sich. Uganda ist eines der faszinierendsten und vielfältigsten Länder, die wir bisher bereist haben. Wir sehen die Savanne, Regenwälder und den Gipfel des dritthöchsten Berges Afrikas, des Mount Stanley, der sich im Ruwenzori-Gebirge auf mehr als 5000 Meter erhebt, keine vierzig Kilometer vom Äquator entfernt.
Unterwegs sind wir mit einem Toyota Landcruiser, der so sanft über die Schlaglöcher der Straßen Afrikas fliegt, dass wir sie kaum wahrnehmen können. Auf den engen Wegen der Nationalparks schaukeln wir dafür umso mehr von links nach rechts, als unser Fahrer den Wagen sicher durch Senken navigiert, vor denen wir in Europa ratlos gehalten hätten. Abdallah Beki, den alle nur liebevoll Beki nennen und der im ganzen Land immer wieder freundlich begrüßt wird, ist ein Mann mit tiefdunklen, gütigen Augen und einem wachen Blick. Er fährt seit über zwanzig Jahren für Great Lakes Safaris. Seine Ruhe und Souveränität beeindrucken mich immer wieder. Wir treffen aber auch alleine Reisende, einige davon sind mit dem Motorrad unterwegs.
Auf Tuchfühlung mit den nächsten lebenden Verwandten des Menschen – die Schimpansen im Kibale Nationalpark
Unsere Route führt uns zuerst in den Kibale Nationalpark im Westen des Landes. Dort brechen wir am frühen Morgen in den Regenwald auf, um Schimpansen zu sehen, die nächsten lebenden Verwandten des Menschen. Zum Schutz und zur Abschreckung der Waldelefanten, die es hier gibt, trägt unser Ranger ein Gewehr über der Schulter. Wie sich die mächtigen Tiere durch das dichte Dickicht bewegen, ist mir ein Rätsel. Als ich das frage, zeigt er mir kurz darauf eine für mich beinahe unsichtbare Schneise, die durch den Wald verläuft und den Pfad kreuzt. Zu beiden Seiten des Weges erheben sich moosbewachsen mächtige Bäume in den Himmel. Farne und Sträucher in eintausend Formen umgeben uns.
Noch bevor wir die Schimpansen sehen, können wir sie hören. Urplötzlich hören wir einen lauten Schrei in den Baumwipfeln, und dann stimmen immer mehr Schimpansen ein, bis der ganze Wald erfüllt ist von einem lauten, markdurchdringenden Gezeter. Ich stehe mit offenem Mund im Wald und blicke mit großen Augen zu den Baumwipfeln hinauf. Es ist einer jener Momente, von denen man gleich weiß, dass man sie nicht mehr vergessen wird.
Die Schimpansen bewegen sich zuerst noch hoch oben in den Baumwipfeln und essen die reifen Früchte. Später haben wir Glück und sie steigen hinab zum Boden. Ein Weibchen sitzt auf einem Baumstamm in Pose, ein Stück weiter entdecken wir einen mächtigen Bullen. In der Ferne trägt ein scheues Weibchen ihr Junges durch das Gestrüpp und wir können einen kurzen Blick auf den anmutigen Moment erhaschen.
Am nächsten Morgen brechen wir nach Süden auf, überqueren den Äquator und gehen auf Safari im Queen-Elizabeth-Nationalpark. Unser großes Highlight aber: Wir sehen einige der letzten Berggorillas unserer Erde im Bwindi Nationalpark. Wie sich das anfühlt, erfahrt ihr im zweiten Teil unserer Erzählung aus Uganda.
Kai durfte diese Eindrücke innerhalb einer Pressereise mit dem Uganda Tourism Board sammeln. Vielen Dank für die Einladung an alle Organisatoren und vielen Dank für die Gänsehaut und die großen Augen, die wir beim Lesen deiner Geschichten bekommen, lieber Kai! Weiterhin danken wir K Hotels in Entebbe und der Primate Lodge im Kibale Nationalpark für die unvergessliche Zeit!
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