Manchmal braucht es ja eine gewisse Zeit bis man Erlebtes verarbeitet hat. So geht es mir auch mit manchen Reisen. Wir erleben so viel, so schnell, in so kurzer Zeit. Es ist ja ein bisschen wie damals mit der analogen Fotografie. Man konnte zwar Momente einfangen, aber um sie Revue passieren zu lassen, um sie noch mal anzusehen, hat es eine gewisse Zeit der Entwicklung gebraucht.
So ist das auch heute noch ab und zu. Während die einen Südafrika-Momente direkt ins Herz schießen, müssen andere Orte erst mal den ganzen Körper durchlaufen. So geht es mir mit Soweto. Wir waren einen Tag im Township Kliptown unterwegs. Kliptown ist von den Armen unter den Ärmeren bewohnt und gehört neben einigen Favelas in Brasilien zu den gefährlichsten Orten der Welt.
Wirklich?
Wir haben das nicht so empfunden. Wir fühlten uns wohl beim Durchqueren der kleinen Gassen, wir schätzten den freundlichen und aufgeschlossenen Kontakt der Menschen dort und wir konnten uns kaum losreißen von den neugierigen, fragenden und irgendwie trotz allem – glücklichen Kinderaugen.
Die Arbeitslosigkeit beträgt hier rund 70%, die Hälfte der Mädchen wird bereits im Teenie-Alter schwanger, ein Viertel der Menschen ist HIV positiv. Infrastruktur gibt es hier so gut wie keine. Klar, dass Krankheit, Armut und Unzufriedenheit zu Frust und Gewalt führt. Aber irgendwoher kommt hier diese Nächstenliebe, diese Hoffnung und Zuversicht, dieses Lachen das bis zu den Augen reicht – die wir hier in „unserer fetten Welt“ gar nicht kennen.
Ich spüre wie sich die kleinen Haare auf meinen Armen aufstellen, wie ich grinsen – und gleichzeitig weinen möchte. Soweto hat seine Spuren in mir hinterlassen. So viel Freude und Wehmut in diesen Gassen. Ein Ort der Gegensätze – und der Hoffnung. Ich hoffe euch gefallen meine 5 Minuten Südafrika. Von der Safari wird es in den nächsten Tagen noch ein extra Foto-Artikel geben!
Wenn ihr in Südafrika bzw. in Johannesburg seid, solltet ihr einen Besuch (oder vielleicht sogar eine Nacht) in Soweto nicht vergessen. Lasst euch nicht zu sehr von der Meinung anderer, von Büchern und den Geschehnissen zwischen den 70er und 90er Jahren beeinflussen. Bucht euch einen (Local!) Guide vor Ort (zum Beispiel TK D Tours) und erkundet Soweto mit unvoreingenommenen Köpfen, zu Fuß, mit Bikes oder auch mit Quads. Vergesst nicht (vor allem als Frauen) zuerst zu grüßen, dann bricht das Eis und es wird gewunken, gekichert und freudigst gegrüßt. Während unserer Quad-Tour durch die Slums hab‘ ich innerhalb von 45 Minuten alle zwei Minuten gewunken und gegrüßt. Unglaublich – macht glücklich!
Meine Recherchen und der Aufenthalt in Südafrika wurden von South African Tourism unterstützt.
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