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Auf den Spuren der Nabatäer:
Die Felsenstadt Petra

Alles an Jordanien hat mich umgehauen. Die Menschen, die Natur nicht zuletzt im Dana Naturreservat, das Tote Meer. Aber wenn es einen Ort gibt, der mich restlos sprachlos gemacht und nachhaltig beeindruckt hat, sodass ich auch jetzt noch ins Schwärmen gerate, wenn mich jemand nach Jordanien fragt, dann ist es Petra. Wir waren ungefähr zur Halbzeit unserer einwöchigen Rundreise durch Jordanien in Wadi Musa angekommen und früh aus den Federn gekrochen, um zu den ersten zu gehören, die das weitläufige Gelände des Kulturdenkmals betreten.

Ein Tag in Petra, Jordanien: Mehr als nur die beeindruckendste Geschichtsstunde meines Lebens

Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt – genau wie das generelle Timing unserer Reise in einer sehr besucherarmen Zeit. Das anhaltende Ausbleiben der Touristen ist für die Jordanier natürlich dramatisch (ein Großteil der Souvenirshops in Wadi Musa und Petra hat geschlossen, die Menschen, die hier auf den Tourismus angewiesen sind, leiden zusehends unter der Flaute), uns kommt es zu Gute: Selten habe er Petra so leer erlebt, bestätigt selbst unser Guide. Tatsächlich sind wir stellenweise fast ganz alleine in den Grabstätten und sogar am Schatzhaus.

Aber fangen wir vorne an. Um Petra voll und ganz zu wertschätzen müssen wir einmal in die Geschichte abtauchen. Die Felsenstadt ist nämlich wirklich uralt. Schon vor 550 v. Chr. war Petra die Hauptstadt der Nabatäer, eines arabischen Volksstammes mit ungewisser Herkunft. Von da an wurde Petra immer wichtiger, bis die Nabatäer circa 80 v. Chr. den Römern unterlagen und das Gebiet nach diversen Erdbeben und weiteren Kämpfern von den Arabern aufgegeben wurde. Die sicher prachtvollen Wohngebäude, Tempel und Grabgebäude verfielen und Petra geriet mehr und mehr in Vergessenheit – bis der Schweizer Jean Louis Burckhardt sie 1812 wieder entdeckte. Dessen Gesicht hätte ich gerne gesehen als er aus dem Siq, dem viel fotografierten Canyon am Anfang des Areals, trat und völlig unverhofft das Schatzhaus vor sich sah! Noch weitere 100 Jahre dauerte es, bis das heutige UNESCO-Weltkulturerbe und Weltwunder für Touristen zugänglich wurde – heute ist Petra das touristische Zentrum des ganzen Landes.

In der Felsenstadt Petra: Vom Siq bis zum Kloster Ed Deir

Jeder Besuch in Petra beginnt mit einer entscheidenden Frage: Laufen oder Reiten? Tatsächlich stehen sowohl Pferde als auch Kutschen bereit, um lauffaule Besucher bis zum Schatzhaus zu bringen. Für gute 20 JD kann man sich mit den holprigen Kutschen fahren lassen. Abgesehen von der wenig tierfreundlichen Behandlung der Vierbeiner stellt sich mir dabei auch schlicht und ergreifend die Frage: Warum?

Den Weg vom Besucherzentrum am Eingang durch den Canyon, den sogenannten Siq, bis zum Schatzhaus kann man ganz bequem in etwa einer Stunde laufen. Man bleibt dabei schon vor dem Eingang in die Schlucht mehrmals stehen, weil das Obeliskengrab, die Turmgräber und das Triklinium-Grab wie ein gelungener Vorgeschmack auf das Folgende wirken und nicht links liegen gelassen werden wollen. Das Erkunden von Petra ist nur an wenigen Stellen beschwerlich, lediglich für Rollstuhlfahrer oder Gehbeeinträchtige würde ich ab dem Schatzhaus vielleicht ein bequemes Kamel empfehlen, weil der Boden hier unbefestigt ist. Aber jetzt los!

Der Siq, durch den jeder Besucher von Petra hindurch kommt, ist an sich schon ein echtes Erlebnis. Ich bin mir sicher, ihr habt schon ebenso viele Bilder wie ich auf Instagram & Co gesehen – steht man einmal hier, kann man sein Glück kaum fassen! Der Canyon ist mal breit, mal super eng, mancherorts sieht man noch Reste der Pflasterstraße, die die Römer einst gezogen haben sollen, man kann links und rechts des Weges die Wasserleitungen bestaunen, die Trinkwasser in die Stadt brachen und an den Wänden immer wieder Wandmalereien der Nabatäer entdecken.

Am beeindruckendsten ist dann aber natürlich doch der Moment, wenn der Canyon am Ende ganz eng zuläuft – und sich dann plötzlich die Fassade des Schatzhauses auftut.

Der Klassiker: Das Schatzhaus

Das Schatzhaus, El Khazneh, hat jeder schon einmal gesehen, dem Petra auch nur im Entferntesten etwas sagt. Und trotzdem haut es jeden um, der das erste Mal davor steht. Ich wurde auf meinen Reisen schon häufig von Sehenswürdigkeiten enttäuscht (siehe Sphinx, schiefer Turm von Pisa und Co), hier trat das Gegenteil ein und meine Erwartungen wurden komplett übertroffen.

Wusstet ihr, dass der Name Schatzhaus völlig irreführend ist? Lange Zeit dachte man, in dem 40 Meter hohen Gebäude sei das Gold eines Pharaonen versteckt. Tatsächlich ist es aber nur das Grabmal eines nabatäischen Königs, das wir hier betrachten können. Pro-Tipp: Im Abendlicht oder aber im direkten Sonnenschein vor 10 Uhr lässt sich das Schatzhaus besonders gut fotografieren.

Einmal am Schatzhaus satt gesehen liegt der Großteil Petras noch vor uns! Wir folgen der nun breiteren Schlucht rechts neben dem Schatzhaus weiter und können erahnen, wie es hier vor vielen Jahrhunderten ausgesehen haben muss. Links große Grabanlagen, rechts die sogenannte Grabkammer der 17 Gräber, anschließend Wohnhöhlen, anschließend der große Opferplatz, der Löwenbrunnen und schließlich das Amphitheater. Der Wahnsinn!

Einen meiner Favoriten in Petra, das Urnengrab, erreicht man, wenn man einem Trampelpfad auf der rechten Seite folgt. Allein die bunte Sandsteindecke des beeindruckenden Gebäudes hat mich total umgehauen – von dem Bau selbst mal ganz abgesehen.

Es geht weiter mit den Königsgräbern, bis wir schließlich an den Resten einer byzantinischen Kirche ankommen. Auf der anderen Seite des schmalen Tales sehen wir die Reste der Säulengänge – hier war früher das Stadtzentrum Petras gelegen. Die Wohngebäude der damaligen Zeit waren offensichtlich weniger stabil gebaut als die Grabanlagen, die vielen Erdbeben der Vergangenheit haben nicht viel von ihnen übrig gelassen. Unsere Blicke streifen noch einige Tempel, die im Vergleich zu dem bisher gesehenen fast schon unspektakulär anmuten – aber das wird sich bald wieder ändern.

Klettern neben oder auf Eseln: Hoch zum Kloster Ed Deir

Ist man einmal hier angekommen, muss man definitiv auch noch den anstrengenden Weg hoch zur Monastery auf sich nehmen. Das auszulassen wäre wirklich ein grober Fehler! Wer von Sonne & Marsch total erschöpft ist kann sich hier einen Esel mieten, der einen sicher und zackig nach oben bringt – der Rest erklimmt zu Fuß die unzähligen Stufen.

Etwa eine Dreiviertelstunde sollte man für den Weg einplanen, und dann taucht es rechts neben einem auf: Das Kloster Ed Deir, meiner Meinung nach das beeindruckendste der unzähligen Gebäude von Petra. 47 Meter breit und 40 Meter hoch steht es da ganz unbeeindruckt von all denen, die es sprachlos anschauen, und man will gar nicht darüber nachdenken wie die Menschen vor Jahrhunderten Werkzeug & Co hier hoch geschafft haben.

Nachdem man hier oben einen erfrischenden Eistee getrunken hat sollte man übrigens unbedingt noch die wenigen Stufen bis zum Aussichtspunkt nehmen, von dem aus man bei guter Sicht bis zur Senke Arava Wadi zwischen Jordanien und Israel blicken kann.

Organisatorisches: Tagesausflug nach Petra?

Ich weiß, dass es viele Besucher gibt, die von Amman aus einen anstrengenden Tagesausflug nach Petra unternehmen. Das ist definitiv möglich: Mit dem JETT-Bus kommt man für 10 JD in drei Stunden von Amman nach Petra, für 20 JD kann man auch mit Rumtt täglich nach Petra und zurück nach Amman. Wer mit dem Auto fährt kann zwischen dem alten King’s Highway und dem (optisch ansprechenderen) Desert Highway wählen und braucht zwischen 3 bis 4 Stunden.

Ich persönlich würde eine Übernachtung in Wadi Musa immer vorziehen. Zum einen, weil man, einmal in der Felsenstadt Petra angekommen definitiv mehr Zeit haben will als die wenigen Stunden die bleiben, wenn man mittags ankommt und am Nachmittag wieder zurück fahren muss. Zum anderen, weil ich übermüdet nur halb so aufnahmefähig bin wie mit einer guten Mütze Schlaf und einer morgendlichen Dusche ausgerüstet. Ich würde daher immer empfehlen am Vortag anzureisen und sich eine Nacht in einem der vielen Hotels und Hostels vor Ort zu gönnen.

Übernachtungstipp Wadi Musa: Das Mövenpick Resort Petra

Wir haben unsere beiden Nächte in Petra im Mövenpick Resort Petra verbracht und auch wenn das sicher nichts für Low Budget-Reisende ist, kann ich es nur empfehlen. Das Hotel liegt wirklich direkt vor den Toren Petras (was ein Luxus!) und bietet alles, was das Herz begehrt. 183 moderne Zimmer, orientalisches Flair, sogar ein Wellness-Center mit Aussenpool, Dampfbad und Fitnesscenter.

Die Dachterasse habe ich leider versäumt, aber ich kann mir nur zu gut vorstellen wie großartig der Sonnenuntergang hinter den Bergen Petras von hier aus aussehen muss. Vielen Dank für die Einladung an dieser Stelle an Mövenpick!

Eintrittspreise und Öffnungszeiten für die Felsenstadt Petra

In der Winterzeit hat Petra von 6 bis 16 Uhr, im Sommer von 6 bis 18 Uhr geöffnet.

Kinder unter 15 Jahren zahlen keinen Eintritt, Behinderte und Studenten bekommen Vergünstigungen. Ansonsten kostet ein normales Tagesticket 50 JD, ein Zweitagesticket 55 JD und ein Dreitagesticket 60 JD. Gleich mehrere Tage in Petra? Kann sich durchaus lohnen, je nachdem, wie genau man sich die einzelnen Orte anschauen will!


Vielen Dank für die Einladung nach Jordanien an Visit Jordan!

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Lisa
Lisa

Lisa Mattis ist überzeugte Optimistin und hat ein innigeres Verhältnis zu ihrem Koffer als zu ihrem eigenen Bett. Die Flugbegleiterin ist wirklich immer unterwegs und würde auf offiziellen Formularen unter dem Punkt Beruf manchmal gern "Reisende" eintragen. Ob im Flieger, im Dschungel oder auf den Straßen einer unbekannten Stadt, so lange die Kamera aufgeladen ist fühlt sie sich eigentlich überall wie zu Hause.