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Getaway auf Tschechisch:
Ein herbstliches Wochenende in Prag

Prag war in meiner Erinnerung in erster Linie als Party-Destination abgespeichert. Abschlussfahrten, Junggesellenabschiede und 30. Geburtstage, viel billiges Bier und nackte Haut. Und dann kam der Herbst, die Decke fiel mir ein bisschen auf den Kopf und die beste Lösung schien ein Weekend Getaway. Aber wohin? Klar, Städte wie Paris, Lissabon oder Barcelona gehen immer, aber warum nicht mal in die andere Richtung? Prag lag auf der Hand (kurzer Flug und, wie erwähnt, billiges Bier!) – und so verbrachten wir Anfang Oktober ein relativ graues aber wunderschönes Wochenende in der tschechischen Hauptstadt. Und das Beste ist: Dieses Wochenende könnt ihr gewinnen, aber dazu unten mehr!

Ich habe bei solchen Wochenendtrips ja immer einen recht idiotensicheren Plan: Am ersten Tag widme ich mich den sogenannten „Must-Sees“, hake die Orte ab, die in Reiseführern einen großen Stern auf der Landkarte bekommen und meist mit (zu diesem Zeitpunkt der Reise noch ertragbaren) enormen Menschenmassen verbunden sind. Ebenso wie ich hier schon mal für die bekannten Sightseeing-Busse plädiert habe plädiere ich an dieser Stelle auch dafür, ruhig mal einen Blick in einen Marco Polo oder Lonelyplanet zu werfen – für die grobe Übersicht und ein paar interessante Fakten sind die gar nicht verkehrt. Am ersten Tag schauen wir uns also all das an, was uns als unverpassbar erscheint.

48 Stunden: Was du unbedingt in ein Wochenende in Prag packen solltest

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Altstadt und Karlsbrücke – die absoluten Klassiker

Klar, dass unsere Tour auf der Karlsbrücke startet. Die im 14. Jahrhundert erbaute Brücke war hunderte Jahre lang die einzige Verbindung zwischen der Altstadt und der Kleinseite, ist zehn Meter breit und über 500 Meter lang. Auf den 16 Pfeilern über der Moldau sitzen die legendären Figuren, die übrigens erst um 17. Jahrhundert ihren Weg auf die Brücke fanden. Der Heilige Nepomuk, der vor Hochwasser und Schiffsunglücken schützen soll, hat schon ganz blank geriebene Füße weil es, klar, Glück bringt hier zu reiben. Die älteste Figur war aber die Kreuzigungsszene, die dritte Statue rechts.

Einmal die Karlsbrücke abgewandert stoßen wir auf der Seite der Altstadt direkt hinter dem Brückenturm auf den Königsweg, auch Karlova genannt, der in engen, verwinkelten Gässchen durch die Altstadt führt. Klingt romantischer als es ist, der Weg zum Altstädter Ring ist nämlich voller Touristen. Wofür es sich lohnt: Ein warmer Trdelník mit Schokolade frisch auf die Hand!

Wer weniger Lust auf süß hat bekommt spätestens am Altstädter Ring – dem Namen widersprechend dem ältesten Platz der Stadt – eine dampfende Schüssel Spätzle mit Sauerkraut und Prager Schinken. Den schnellen Hunger gestillt können wir uns auf das Altstädter Rathaus mit der legendären Rathausuhr und die beeindruckende Teynkirche an der Ostseite des Platzes konzentrieren – und natürlich auf die unzähligen Palais rundherum!

Anschließend wandeln wir weiter Richtung Norden – in ein geschichtsträchtiges Gebiet.

Das Jüdische Viertel in Prag: Die Josefstadt

Im dreizehnten Jahrhundert wurden die Juden in Prag gezwungen, ein abgegrenztes Stadtviertel rechts der Moldau zu ziehen. Das Viertel wuchs schnell – eigene Schulen und diverse Synagogen inklusive. Erst im 19. Jahrhundert, nach hunderten Jahren mit diversen Progromen und Anschlägen, bekamen die jüdischen Gemeindemitglieder Bürgerrechte in Prag und durften das Viertel verlassen, welches daraufhin schnell verfiel und regelrecht zum Ghetto wurde. Ende des 19. Jahrhundert wurde es saniert und – wie man bis heute in der Pariser Straße sehen kann – zu einem regelrechten Prunkviertel.

Von der alten Josefstadt blieb wenig erhalten, und man sollte meinen, spätestens im Zweiten Weltkrieg seien auch die letzten verblieben Gebäude zerstört worden. Das Gegenteil ist der Fall: Während die deutschen Besatzer die jüdische Gemeinde in Prag fast vollkommen ausgerottet haben erhielten sie die Gebäude, um in Prag ein sogenanntes „Museum der ausgestorbenen Rasse“ zu errichten. Die Gänsehaut wird nicht weniger, wenn wir die Pinkas-Synagoge besuchen: Ihr Inneres wurde in eine Gedenkstätte für den Holocaust verwandelt, die Namen von knapp 78.000 Holocaustopfern stehen hier an den Wänden.

Auch der Jüdische Friedhof, auf dem aus Platznot bis zu neun Schichten Gräber übereinander liegen (wusstet ihr, dass auf einem jüdischen Friedhof Gräber nicht nach gewisser Zeit aufgehoben werden dürfen?), ist definitiv einen Besuch wert. Die Grabsteine stehen dicht an dicht, das letzte Begräbnis erfolgte hier 1787.

Wer die Josefstadt besucht kauft am besten das Kombiticket für diverse Synagogen sowie den Jüdischen Friedhof – unser Favorit war die Spanische Synagoge mit ihrem goldenen Inneren.

Wir verlassen die Altstadt und spazieren über die Manes-Brücke auf die Kleinseite – das idyllischste, wenn auch ebenso von Touristen bevölkerte Viertel von Prags Innenstadt.

Romantik pur: Die Prager Kleinseite

Bevor ich euch über die Prager Kleinseite führe möchte ich euch noch einen meiner Lieblingsorte in Prag ans Herz legen: Die Schützeninsel in der Moldau. Ihr erreicht sie über die Brücke der Legionen, sie ist der perfekte Ort für einen romantischen Spaziergang – oder für alle, die Prag mit Kind erkunden, ein entspanntes Picknick, denn der Spielplatz dort ist der Knaller!

Aber weiter im Programm. Die Prager Kleinseite ist das Viertel unterhalb des Prager Burgviertels und einfach nur schön. Hier sieht alles aus wie direkt aus dem 18. Jahrhundert, und besonders schön ist es auf der Halbinsel Kampa zwischen Moldau und Teufelsbach. Auf der Kleinseite leben zwar kaum noch Einheimische – dennoch finden wir ein paar in einem der urigen Restaurants neben dem Tschechischen Museum für Musik. Und mit ihnen: Die leckerste Gulaschsuppe meines Lebens, direkt aus dem Brotleib. Dazu, natürlich, Bier. Wir haben schließlich noch einiges vor heute!

Hinauf zum Hradschin: Das Prager Burgviertel

70 Meter über der Stadt thront er, der Hradschin – das größte Burgarreal Europas, inklusive eigener Basilika, Nationalgalerie, Kloster und St.-Veits-Dom. Ich empfehle, bis zum späten Nachmittag zu warten: Die Schlangen, die vormittags und während dem Wachwechsel vor dem Eingang zur Burg warten, sind einfach lächerlich; außerdem ist der Eintritt zum berühmten Goldenen Gässchen ab 16 Uhr (im Sommer ab 17 Uhr) kostenlos und die Gasse selbst nahezu menschenleer.

Das Goldene Gässchen selbst ist übrigens nett anzusehen, aber wesentlich beeindruckender finden wir den St.-Veits-Dom, dessen Doppeltürme 96 Meter in den Himmel ragen. Die Fensterrosette an der Westseite ist legendär – ebenso wie die abendliche Aussicht vom Burggelände über die Stadt!

Dinner auf der Kleinseite

Der erste Tag neigt sich dem Ende – und uns tun nicht nur die Füße weh, auch der Rest des Körpers ist ausgezehrt. Der Mann an meiner Seite findet das perfekte Lokal für böhmische Kneipenküche und frisches Pivo in der Míšenská 12, direkt neben der Karlsbrücke (und trotzdem nur bedingt touristisch angehaucht!) – und nach einem letzten Spaziergang über eben diese fallen wir todmüde ins Bett!

Am nächsten Tag machen wir auf der Kleinseite weiter – bei all den Streetart-Fetzen, die wir bisher gesehen haben, können wir diesen Teil der Prager Geschichte nicht auslassen:

Die John-Lennon-Wall

Seit den Achtzigern wird die Wand in der VelkopÅ™evorské námÄ›stí, die eigentlich dem Malteserorden gehört, von Studenten mit John Lennon-inspirierten Graffitis und Beatles-Lyrics bemalt – was 88 natürlich zu einem Konflikt mit der kommunistischen Regierung führte, als die Jugendlichen begannen, auch Beschwerden über die Regierung dort zu verewigen. Bis heute wird die Wand laufend neu bemalt und von Lennon selbst ist nicht mehr viel zu sehen – stattdessen verewigen sich dort mittlerweile reihenweise Klassenfahrtenausbüchser. Schön bunt ist sie immer noch.

Nach dem zweiten Frühstückskaffee wird es Zeit, wieder ins Jetzt zurückzukehren: Über die Jiráskův-Brücke laufen wir in die Neustadt. Und stoßen dabei zuallererst auf das Tanzende Haus, eins der schrägsten Gebäude der Welt!

Spaziergang durch die Neustadt

Wir folgen der Hauptstraße, passieren das Museum des Widerstands und das Prager Literaturhaus (sicher sehenswert, aber zu viel für zwei knapp bemessene Tage!) und landen nach fünfzehn Minuten strammen Marsches am Wenzelsplatz. Der belebte und beliebte Treffpunkt war ursprünglich als Rossmarkt gegründet worden, heute steht dort der Landespatron Wenzel auf seinem Pferd in Bronze gegossen am oberen Ende des Platzes – direkt vor dem beeindruckenden Nationalmuseum. Dessen Foyer ist wahnsinnig schön, wie ich von Bildern weiß – aber leider ist der Bau bis voraussichtlich 2018 geschlossen.

Wir spazieren weiter bis zur Staatsoper und dann hinunter bis zur Einkaufsstraße Ná Prikopê, die dort liegt wo früher der Graben zwischen Altstadt und Neustadt lag als letztere im Mittelalter von Karl IV. erbaut wurde. Und tauchen dort ab in eine ganz andere Welt, die sich auch bei herbstlichem Regenwetter entspannt erkunden lässt:

Die Prager Passagen

Gerade in der Prager Neustadt finden sich herrliche, teilweise prachtvolle sogenannte Durchhäuser, in denen man alles findet was das Herz begehrt. Durch diese Passagen kann man entweder schnell zu Fuß die Stadt durchqueren, wenn man sich richtig gut auskennt – oder sie für einen ausgiebigen Spaziergang nutzen! Wir entscheiden uns für letzteres und beginnen an der Lucerna-Passage mit ihrem legendären Lichtspielhaus. Am Ende der Passage überqueren wir nur kurz die Straße und finden uns in der Svêtozor-Passage mit ihrem absolut empfehlenswerten Eisladen wieder. Besonders hat es mir die Adria-Passage (direkt hinter dem Jungmannplatz) mit ihrem venezianischen Stil angetan – und natürlich das Platyz mit dem Durchgang zum Kohlenmarkt, wo früher auch Wolfgang Amadeus Mozart wohnte.

Eins der hippsten Viertel Prags: Das Karlín

Wie in jeder Großstadt Europas zieht es Künstler, Studenten und junge Familien in die ehemaligen Arbeiterviertel. Eins davon ist Karlín, im Osten der Stadt und nah an der Moldau gelegen. Leider müssen wir feststellen, dass die Karlín Studios – eine alte Industriehalle, in der sich alternative Ateliers und Galerien angesiedelt hatten – mittlerweile geschlossen haben und das ursprüngliche Viertel dort schon deutlich der Gentrifizierung weichen muss. Dennoch fühlen wir uns hier wohl, entdecken so einige coole Läden und letzten Endes auch den perfekten Ort für unser letztes Abendmahl.

Eine Liebeserklärung an Bier und gutes Fleisch: Dinner im Nejen Bistro in Karlín

Durchgefroren und etwas nass kehren wir im urgemütlichen Nejen Bistro in der Krizikova 24 ein – und erleben eine echte Offenbarung in dem Angus Burger, der uns hier zu gutem Bier und in gemütlicher, hipper Atmosphäre serviert wird. Absolute Empfehlung! Eine Reservierung ist aber vermutlich eine gute Idee.

Zu guter Letzt: Insider-Tipps für Prag, from me to you!

  • Gutes Schuhwerk, und das ist kein Spaß! Prag lässt sich super erlaufen – man braucht aber Geduld, Ausdauer und bequeme Sohlen, damit man auch am zweiten Tag noch Spaß hat.
  • Wer weniger gerne zu Fuß unterwegs ist oder ein verregnetes Wochenende erwischt: Die Tramlinien 17 (vom Podolská Vodárna bis zur Messe) und 22 (vom Námestí Míru bis zur Burg) klappern fast alle Must-Sees ab!
  • Sportlich durch Prag? Diverse Anbieter ermöglichen mittlerweile geführte Radtouren durch die Stadt, von zweieinhalb Stunden bis einem ganzen Tag ist alles dabei. Empfohlen wurde uns Praha Bike.
  • Denkt daran: Den Hradschin besucht ihr am besten am späteren Nachmittag, wenn das Licht blau ist, die Goldene Gasse gratis und der Burghof wie leergefegt.

Vielen Dank für die Einladung geht an Travador! Wisst ihr nämlich, was das Beste an unserem Herbstwochenende in Prag ist? Dass wir es genau so (oder so ähnlich, wie ihr wollt ;)) an euch verlosen dürfen! Hinterlasst uns bis zum 9.11. um 8:59 unter diesem Facebook-Post (bitte auch liken) ein Kommentar in dem ihr uns verratet (und am besten markiert), mit wem ihr die Reise antreten wollt – und schon geht es für zwei von euch für ein Wochenende ins Park Inn Hotel Prague! Die genauen Teilnahmebedingungen findet ihr hier, die Anreise ist nicht inklusive.

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Lisa

Lisa Mattis ist überzeugte Optimistin und hat ein innigeres Verhältnis zu ihrem Koffer als zu ihrem eigenen Bett. Die Flugbegleiterin ist wirklich immer unterwegs und würde auf offiziellen Formularen unter dem Punkt Beruf manchmal gern "Reisende" eintragen. Ob im Flieger, im Dschungel oder auf den Straßen einer unbekannten Stadt, so lange die Kamera aufgeladen ist fühlt sie sich eigentlich überall wie zu Hause.