Im Dezember ging es für mich erstmalig in die Türkei zum Snowboarden. Wintersport in der Türkei? Das war auch mein erster Gedanke. Aber da ich für jede Möglichkeit zum Snowboarden dankbar und immer offen für Neues bin, packe ich meinen Snowboard-Stuff und mache mich auf den Weg.
Nun ist das mit Reisen so ’ne Sache. Nichts ist langweiliger als heimzukehren und keine Geschichte parat zu haben. Nicht so in meinem Fall. Nach einigen kleineren Hindernissen und anfangs ungünstigen Bedingungen wurde mein Trip in die Türkei letztendlich zu einem meiner Highlights der letzten Jahre.
Erster Stopp Istanbul
Von Stuttgart gibt es Direktverbindungen nach Kayseri, der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in Kappadokien. In unserem Fall heißt es jedoch einmal in Istanbul übernachten, um die Metropole am Bosporus ein wenig kennen zu lernen.
Nach einem Besuch der wohl bekanntesten Mosche der Türkei, der Hagia Sophia, wird traditionell gespeist. Am nächsten Tag geht es dann direkt weiter Richtung Mount Erciyes – dem beliebtesten und größten Gebiet für Wintersport in der Türkei.
Kleiner Kurz-Krimi zum Start
Ich habe ja bereits angedeutet, dass es da eine kleine unerwartete Bonus-Story geben wird. Also, los geht’s: Im Flieger Platz genommen, rutscht mir während des nicht all zu langen Fluges von Istanbul nach Kayseri mein iPhone aus der Hosentasche. Das bemerke ich auch recht schnell, aber während des Fluges kann ich es einfach nicht finden. Nach der Landung zerlege ich dann erstmal gründlich alles – samt Sitz. Die Personen hinter müssen doch bestimmt mitbekommen haben, dass ich wohl auf der Suche nach etwas bin?
Trotzdem: Kein iPhone auffindbar und dementsprechend sinkt die Stimmung erst einmal in den Keller. Auf dem Weg zum Hotel legen wir noch einen Zwischenstopp mit einer großen, fleischlastigen Grillplatte für ca. 30 Pressereisende ein. Dabei hole ich erstmal mein MacBook raus, um mein iPhone zu orten und siehe da – es bewegte sich! Nur leider nicht mit uns… Natürlich semi-optimal, wenn da 30 Schreiberlinge eigeflogen werden, die mittlerweile alle mitbekommen haben, dass mein iPhone höchstwahrscheinlich eingesteckt wurde. Die Offiziellen vom Tourismusverband der Türkei haben umgehend Airline, Flughafen, Polizei und sogar das Militär kontaktiert. So versichert man mir zumindest: „Mach dir keine Sorgen, wir bekommen dein iPhone wieder.“
Die Jagd nach meinem verlorenen iPhone
Und in der Tat: Am letzten georteten Punkt, einem Hotel, erfragen die lokalen Polizisten die Namen der innerhalb der letzten 30 Minuten eingecheckten Personen. Also beginnen sie, an die erste Zimmertüre zu klopfen. Knock, knock: Who’s there? Die Tür geht auf und prompt steht da die freundliche Dame aus dem Flugzeug in der Sitzreihe hinter mir vor den Herren. Als die sie dann auf mein iPhone ansprechen, kommt als Erwiderung nur ein: „Ups, äh, hab ich auf der Toilette im Flughafen gefunden.“ Und kaum zu glauben, noch am selben Abend bekomme ich mein gutes Stück ausgehändigt. Hierzulande wäre das von den Behörden sicherlich anders gehandhabt worden. Dicker Applaus hierfür!
Check-in im Radisson Blue
Ankommen, einchecken und wohlfühlen. Das Radisson Blu, direkt an einem der Lifts gelegen, ist der Place to be, wenn es um Hospitality am Mount Erciyes geht. Zimmer top, Essen top, Wellness-Bereich top! Und eine der besten Massagen, die ich bis dato ausserhalb Thailands bekommen habe. Im hoteleigenen Wintersport Shop und Verleih lässt sich alles nötige ausleihen. So muss man nicht zwingend mit Sportgepäck anreisen, richtig touri-freundlich!
Wintersport in der Türkei – let’s go?
Die kommenden Tage steht für den Wintersport in der Türkei einiges auf dem Programm: Snowboarden, Skifahren, Schneemobil-Tour und, und, und. Klingt schon richtig gut – die Sache hat anfangs nur einen kleinen Haken. Außer uns ist im Dezember eigentlich keiner vor Ort. Denn es liegt einfach nicht genug Schnee… Hallo Klimawandel!
Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?
Rudi Carrell
Während Rudi Carrell sich in seinem 1975er Schlagerklassiker noch nach dem Sommer sehnt, plagt uns heute der Gedanke „Wann wird’s mal wieder richtig Winter?“. Denn auch in unseren sonst recht schneesicheren Alpen ist es zu Beginn der Saison doch eher mau mit Schnee. Manche bis dato schneereiche Gebiete bleiben diese Saison sogar komplett geschlossen. End of the December Story: Wir waren zwar mal kurz unterhalb des Gipfels, aber mit Wintersport ist hier erstmal nicht viel los!
Jetzt aber!
Auch wenn wir im Dezember nicht ganz optimale Verhältnisse für Wintersport in der Türkei hatten, so konnten wir immerhin das WM-Finale Argentinien gegen Frankreich mit ca. 15 französischen Influencern bei Kaltgetränken auf der Großbildleinwand verfolgen. Wie das ausging, wissen wir ja nun.
Für den Wintersportausflug in die Türkei wagen wir im Februar einen neuen Anlauf. Dieses Mal mit wesentlich kleinerer Pressegruppe und einer guten Ladung Schnee. Und siehe da, die Türkei kann tatsächlich auch Wintersport und das sogar richtig, richtig gut! Mit bereitgestelltem Guide können dann auch ungefähr 50% der angereisten, wintersporterprobten Instagramer und Blogger die Pisten rund um den knapp 4000m hohen, ruhenden Vulkan erkunden. Alle Pisten top präpariert und kein einziger Ziehweg, der nicht all zu geübte Snowboarder zum Abschnallen zwingen würde. Und das Beste: Hier ist einfach kaum was los, die Bilder sprechen für sich.
Fazit – Lohnen sich Kosten und Mühen für Wintersport in der Türkei?
- Skipass: 18 € für 14 Fahrten mit jeglichen Lifts des Skigebiets. Das ist schon super cheap, wenn man die Preise in der Türkei mit den Alpen vergleicht. Und mal ehrlich, wann nutzt man den Lift überhaupt 14 Mal pro Tag? Es gibt aber auch 30 Fahrten-Tickets für 25 €.
- Ski Rental: Das rundum-Sorglos-Packet, in dem alles Notwendige inbegriffen ist, gibt es für round about 50 €. Kann man auch nicht meckern.
- Radisson Blu: Je nach Saison kostet hier die Übernachtung ab ca. 250 € aufwärts. Aber man bekommt hier auch wirklich ein Top Hotel direkt an der Piste.
- Flugkosten: Stuttgart – Kayseri, hin und zurück für ca. 300 €
Wenn man jetzt noch in Betracht zieht, dass die weltbekannte, bilderbuchmäßige Sonnenaufgang-Ballonfahrt-Kulisse in Kappadokien gerade einmal 1,5 Stunden Fahrzeit entfernt ist, dann wird das Ganze schon zu einem richtig fotogenen und äußerst spaßigen Gesamtpaket. Und das für unter 2k – kann man schon mal machen! Ich für meinen Teil habe jedenfalls schwer Bock, das Ganze baldmöglichst zu wiederholen.
Tamam, tamam.