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Rundreise durch Jordanien:
Warum das Haschemitische Königreich jetzt erst recht eine Reise wert ist!

Jordanien hat es schwer gerade. Auch wenn das Haschemitische Königreich auf instagram-Profilen und Blogs geradezu gehyped wird – die wenigstens deutschen Reisenden kommen aktuell tatsächlich auf die Idee, ihren Urlaub in dem vielfältigen Land am Toten Meer zu verbringen. Aber warum eigentlich? Unsicherer als viele andere Orte dieser Welt ist Jordanien in Zeiten wie diesen nicht. Ich war im November eine Woche zwischen Amman und Petra, zwischen dem Toten Meer und der Wüste Wadi Rum unterwegs und habe mich dabei trotz der kritischen Lage zwischen Israel und Libanon, Syrien, Irak und Saudi-Arabien keine Sekunde lang unwohl gefühlt.

Eine Rundreise durch Jordanien – was du in einer Woche alles erleben kannst

Eine Woche ist natürlich knapp bemessen für ein 90.000 Quadratkilometer großes Land. Deshalb beschränken wir uns auf die absoluten Highlights, lassen des Osten des Landes aus und verzichten auch auf die Strände von Aqaba, die uns so oft ans Herz gelegt wurden. Stattdessen lautet die Route für unsere Rundreise durch Jordanien:

Amman – Ajloun – Totes Meer – Dana Naturreservat – Petra – Wadi Rum – Hammamat Ma’in

Jordaniens Hauptstadt Amman ist ein Schmelztiegel der Kulturen – und wächst und wächst und wächst

Amman war lange Zeit ein beschauliches Städtchen. Bis 1921, als das Königreich Jordanien gegründet wurde, hieß die Stadt mit den Ursprüngen aus biblischen Zeiten mehrere Jahrhunderte lang “Philadelphia”, wie sie von den Griechen bei ihrer Eroberung genannt wurde. Die Ammoniter hatten die Siedlung über sieben Hügel damals als Rabbat-Ammon bezeichnet. Aber auch ab vom Namen sieht es in Amman heute ganz anders aus: Über neunzehn Hügel erstreckt sich die Stadt jetzt, auf 1680 Quadratkilometern leben 4.044.000 Einwohner – etwa die Hälfte von ihnen Palästinenser, erzählt unser Guide, die in Jordanien Zuflucht gefunden haben.

Modern ist Amman heute an vielen Stellen – aber die Hochhäuser und Glasfassaden im Western der Stadt sind selten mehr als vier Jahre alt. Muslime und Christen, die etwa 10 Prozent der Bevölkerung ausmachen, leben in relativ friedlicher Koexistenz, nicht selten sieht man Moschee und Kirche direkt nebeneinander stehen und Freunde gemeinsam zu ihren verschiedenen Gotteshäusern spazieren. Im krassen Gegensatz zu der modernen Seite der Stadt stehen die Relikte der Antike: Die Ruinen der Zitadelle auf dem Hügel, von dem aus wir Amman betrachten, die Reste des Herkulestempels oder das Amphitheater im alten Zentrum der Stadt, unweit des Basars.

Wir haben einen ersten Eindruck Jordaniens gewonnen – nicht zuletzt durch den Genuss der arabischen Küche. Woher stammen die reichen Früchte, die sie ausmachen? Natürlich finden wir sie auf dem Markt. Wie in so vielen Ländern ist ein Besuch hier eine gute Idee um die Menschen zu beobachten, mit ihnen ins Gespräch zu kommen – und zu sehen, wie sie leben und einkaufen.

Es zieht uns zu den Olivenfarmen von Ajloun im Norden Jordaniens

Ajloun ist ein kleines Städtchen im Norden des Landes, dessen Hauptattraktion eine alte Festung ist. Gleichzeitig ist das Land hier aber besonders fruchtbar – und die Menschen leben hauptsächlich vom Anbau von Oliven. Anders als im Jordangraben, den wir später durchqueren werden, ist es hier wenig grün und die Erde scheint trocken, aber diese mediterranen Voraussetzungen sind genau das richtige für die schwarzen und grünen Früchte.

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen – wir lernen Oliven zu ernten und fahren dann weiter nach Süden, wo die größte Belohnung auf uns wartet:

Ein Bad im Toten Meer gehört zu den Must Dos in Jordanien

Klar, oder? Wir waten ganz in der Nähe des Mount Nebo, von dem aus einst Moses das gelobte Land erblickt haben soll, ins Tote Meer und lassen uns in dessen Badewannentemperatur treiben. Tatsächlich: Der hohe Salzgehalt in diesem See, 428 Meter unter dem Meeresspiegel gelegen, lässt uns nahezu schweben. Was im ersten Moment weniger elegant aussieht als es klingt, denn beim Versuch, sich an das ungewohnte Gefühl zu gewöhnen, landet jeder zunächst erstmal in einer ungewollten Nilpferd-Pose. Letzten Endes schaffe auch ich es aber in die Tiefenentspannung, die mit sensationellem Sonnenuntergang und Salzkruste auf der Haut einhergeht.

Unser Domizil für die Nacht am Toten Meer kann ich euch übrigens nur ans Herz legen: Das Kempinski Hotel Ishtar Dead Sea trumpft mit einer weitläufigen Gartenanlage, hübschen Bungalows und unzähligen kleinen und großen Pools auf, Kulinarik und Service lassen keine Wünsche offen und ich denke, manchmal lohnt es sich, etwas tiefer in die Tasche zu greifen – vor allem wenn es um einen hoteleigenen Hausstrand geht.

Genug abgehangen: Es wird abenteuerlich im Dana Naturreservat!

Zwei Stunden gen Süden fahren wir am nächsten Morgen, um uns das erste Mal so richtig von der Natur Jordaniens faszinieren zu lassen. Das 308 Quadratkilometer große Naturschutzgebiet Dana deckt von subtropischem Klima bis hin zu Wüstenzone alles ab und bietet 250 Tier- sowie 600 Wildpflanzenarten ihr Refugium. Die für zwei Stunden angesetzte Wanderung dauert mit Kamera knapp doppelt so lang – aber diese Felsformationen und Farbspektakel sind derart beeindruckend, dass man gar nicht anders kann als alle zehn Meter stehen zu bleiben und zu staunen.

Die Wanderungen durch das Dana Naturreservat starten am Rummana Camp, wo man sich für die längeren und schwierigeren Touren einen Guide mieten kann. Finde ich absolut empfehlenswert – ebenso wie mindestens ein Liter Wasser pro geplanter Stunde Marsch. Die trockene Luft und die Hitze sorgten auch im November noch für viel Durst!

Spätestens jetzt sind wir so richtig in Jordanien angekommen – Zeit für das absolute Highlight des Landes:

Die Felsenstadt Petra ist völlig zurecht UNESCO-Weltkulturerbe – und allein schon Grund genug, Jordanien zu besuchen!

Ich bin ja wirklich selten sprachlos. Aber in Petra war ich es. Zusammenhangslose Äußerungen wie “unglaublich!”, “so krass!” und “wunderschön!” stammelte ich vermutlich vor mich hin, während wir die mehr als 2000 Jahre alte Handelsstadt mit ihren Tempeln, Gräbern und Felsreliefs erkundeten. Bis hinauf zum beeindruckenden Kloster Ad Deir und noch höher zum Aussichtspunkt klettern wir, von wo aus man bei gutem Wetter bis tief in die arabischen Wüsten hineinblicken kann. Mit ein paar Sätzen und drei Bildern kann man Petra einfach nicht gerecht werden, an dieser Stelle aber einfach nur der Hinweis: Lasst euch Petra nicht entgehen, gerade in besuchsarmen Zeiten wie diesen ist die Felsenstadt so leer wie nie! Mehr über unseren Tag in Petra könnt ihr hier nachlesen.

Und als sei es bisher nicht großartig genug gewesen, lässt mich Jordanien kurz vor Schluss nochmal eben einen dicken Punkt auf meiner Bucket List abhaken:

Eine Nacht in der Wüste – wir schlafen in Wadi Rum

Tagsüber erkundeten wir die größte Wüstenlandschaft Jordaniens mit ihren Felsformationen und ihrem roten Sand bei einer Jeepsafari, tranken in einer beduinischen Raststätte Tee und erfreuten uns der sensationellen Natur.

Abends folgt dann aber das eigentliche Highlight: Wir kehren im Sun City Camp ein. 30 (mir fast zu) gut befestigte Zelte mit Betten, eigenen Waschräumen und Terrassen zur Sternbeobachtung gibt es hier, und ich kann mein Glück kaum fassen als ich nach dem traditionellen Zarb-Dinner (stellt euch einen in den Wüstenboden eingelassenen Grill vor, der mit Decken und Sand zugedeckt wird und Fleisch und Gemüse in etwa zwei Stunden gart) den sternklaren Himmel über meinem Schlafgemach beobachte. Unglaublich, Jordanien!

Zum Abschluss noch ein bisschen Wellness: Die Ma’in Hot Springs

Klar, die Nacht in der Wüste war nicht gerade muckelig warm. Grund genug, uns vorm Abflug in den heißen Quellen von Ma’in zu suhlen. Verrückt: Bis zu 60 Grad heißes Wasser stürzt hier von mehreren Wasserfällen und die Gegend bietet die perfekte Badelandschaft. Wir kehren im Ma’in Hot Springs Resort ein und lassen uns zusätzlich zum heißen Bad noch mit einer Massage verwöhnen. Das Hotel hat zwei eigene, von den Wasserfällen gespeiste heiße Pools, in denen man zur richtigen Zeit (etwa während der Gebetszeiten) ganz alleine plantscht!

Ob du nach Jordanien reisen sollst? Keine Frage! Wie du nach Jordanien reisen sollst? Ich habe ein paar Ideen:

  • Als Reisezeit für Jordanien eignen sich besonders das Frühjahr (März-Mai) sowie der Herbst (September-November). Im Winter kann es hier recht frisch werden, im Sommer steigen die Temperaturen durchschnittlich in die mittleren 40 Grad – wir hatten im November angenehme 20 Grad und Sonnenschein, was wirklich die perfekten Voraussetzungen waren!
  • Jordanien ist ein arabisches, muslimisch geprägtes Land – aber ein sehr modernes und liberales. Natürlich ist es absolut unangebracht, hier im Minirock herumzulaufen und schulterfrei muss es vielleicht auch nicht unbedingt sein, aber es besteht kein Grund sich zu verkleiden. Klar: In Moscheen ist Verschleierung erwünscht, und Männer tragen in diesen Kulturen grundsätzlich keine kurzen Hosen. Aber: Eine entspannte Freizeitgarderobe ist hier genau das richtige!
  • Die Menschen in Jordanien sind unglaublich gastfreundlich und aufgeschlossen. Beim Spaziergang vom Römischen Theater hoch zur Zitadelle kann es schonmal vorkommen, dass ein Auto hält um den Fußgänger mit hinauf zu nehmen. Die Jordanier unterhalten sich gerne, erzählen gerne von ihrer Kultur und laden einen schneller als man sich versieht zum Mittagessen zu Hause ein – unbedingt annehmen!
  • Von Frankfurt aus fliegt man in rund 4 Stunden unkompliziert nach Amman. Wir sind mit Royal Jordanian geflogen und haben uns sehr wohl gefühlt! Pro Woche fliegt RJ sechs Mal von Frankfurt, zwei Mal von München und fünf Mal von Berlin aus nach Jordanien. Übrigens: Das 2013 eröffnete neue Terminal des Queen Alia Flughafens wurde von niemand geringerem als Sir Norman Foster entworfen und ist absolut sehenswert!


Vielen Dank für die Einladung nach Jordanien an Visit Jordan!

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Lisa
Lisa

Lisa Mattis ist überzeugte Optimistin und hat ein innigeres Verhältnis zu ihrem Koffer als zu ihrem eigenen Bett. Die Flugbegleiterin ist wirklich immer unterwegs und würde auf offiziellen Formularen unter dem Punkt Beruf manchmal gern "Reisende" eintragen. Ob im Flieger, im Dschungel oder auf den Straßen einer unbekannten Stadt, so lange die Kamera aufgeladen ist fühlt sie sich eigentlich überall wie zu Hause.