Je länger ich Zuhause sitze, desto länger wird auch meine Reise-Bucketlist. Ganz weit oben mit dabei: Japan. Die Kultur fasziniert mich als Kunsthistorikerin ganz besonders. Vor allem abseits der goldenen Route befinden sich Orte, die ich nach Corona nun wirklich bereisen möchte.
Seit vielen Jahren träume ich schon davon und bis heute habe ich es noch nicht zu diesem Fleck der Erde geschafft. Dabei möchte ich so viel von Japan sehen. Natürlich auch die Metropolen Tokyo, Kyoto und Osaka – aber noch viel mehr. Eben nicht nur von A nach B reisen und Sehenswürdigkeiten abgrasen, sondern mich treiben lassen und hinter jeder Ecke etwas anderes entdecken. Über den Tellerrand hinausblicken, Neues wagen, in fremde Kulturen eintauchen und die Welt endlich mal wieder mit anderen Augen sehen. Erlebnisse in mir aufsaugen, intensive Eindrücke sammeln, die Sinne schärfen. Ihr merkt: Akutes Fernweh macht sich in diesen Tagen in mir breit. Die Sehnsucht nach dem Fremden, nach einmaligen Begegnungen und Empfindungen steigt und steigt. Das beste Gegenmittel? Planen. Wann, wenn nicht jetzt, ist der perfekte Zeitpunkt, um zu lesen, zu verstehen, sich inspirieren zu lassen…und zu träumen.
Ihr sehnt euch auch nach unkonventionellen Abenteuern? Die beginnen in Japan jetzt schon kurz nach der Landung. Beim Recherchieren bin ich über CULTURE GATE to JAPAN gestoßen, ein spannendes Projekt, das zeitgenössischen Medienkünstlern aus Japan eine Bühne im öffentlichen Raum bietet – und gleichzeitig Reisenden fremde Kulturen vermittelt. Ganz weit weg von ausgetretenen Touristenpfaden. An sieben Flughäfen des Landes sowie am Tokyo International Cruise Terminal. Überall dort, wo sonst, tausende Menschen pro Tag abheben, weiterreisen, ankommen und wiederkommen, ist derzeit pandemiebedingt nicht viel los. Leere Check-In-Schalter, geschlossene Läden, keine Warteschlangen an den Sicherheitskontrollen, keine gehetzten Passagiere. Was es hingegen zu entdecken gibt, ist Digital Art.
Kunst als Teil einer Reise
Die Idee, Kunst in Transiträumen zu präsentieren, ist nicht neu. Schon im 19. Jahrhundert wurden Bahnhofshallen mit Kunstwerken ausgestattet, um Reisenden die Wartezeit zu verschönern. Seit den 1960er-Jahren verfügen zahlreiche internationale Flughäfen über Kunstprogramme – von einzelnen Kunstwerken in den Terminals über temporäre Ausstellungen bis hin zu eigenen Galerieräumlichkeiten. Die Kunst wird damit automatisch ein Teil der Reise. Sie begleitet die Gedanken der Menschen an ferne Ziele, an Aufbruch oder Ankunft. Gleichzeitig kann sie dabei helfen, die Welt besser zu verstehen, sich in ihr zu orientieren und sich auf Neues und Anderes einzulassen. Kunst ist Sprache. Sie will gesehen und gehört werden. Und Sprachen öffnen bekanntlich ja das Tor zur Welt. :)
CULTURE GATE to JAPAN – wenn Tradition auf Zeitgeist trifft
Die teilnehmenden Künstler von CULTURE GATE to JAPAN greifen in ihren Arbeiten die unterschiedlichen Aspekte der japanischen Kultur kreativ auf – immer innovativ und immer angelehnt an die Besonderheiten der entsprechenden Regionen der Flughäfen. Tradition trifft auf Moderne. Auch hier. Kaum ein anderes Land ist so kontrastreich wie Japan; das spiegelt sich auch in den verschiedenen Kunstwerken wider. So kann man zum Beispiel am Flughafen New Chitose in HokkaidÅ mit einer Licht- und Klanginstallation von NAKED, INC. in die mystische Welt der Ainu eintauchen. Am Flughafen Fukuoka wird das jahrhundertealte Handwerk der Kyushu durch beeindruckende Animationskunst von MIZUE Mirai zum Leben erweckt. Und am Flughafen Naha in Okinawa vermittelt ein 3D-Modell der Burg Shuri von HIGA Satoru die einzigartige Kultur des RyÅ«kyÅ«-Königreichs.
Der Chubu Centrair International Airport auf der Halbinsel Chita in der Präfektur Aichi begrüßt, begleitet und verabschiedet seine Gäste mit der Ausstellung „MOTION„. Die dort gezeigten Werke thematisieren das, was einem zuerst einfällt, wenn man an japanische Kämpfer denkt: Ninja und Samurai.
Viele der sagenumworbenen Samurai-Schlachten fanden in der ChÅ«bu Region statt und auch die drei berühmtesten Samurai, die Japan im 17. Jahrhundert vereinigten, haben dort gelebt: ODA Nobunaga, TOYOTOMI Hideyoshi und TOKUGAWA Ieyasu. Und ja, auch Ninja-Clans fanden hier vor über 400 Jahren ihre Heimat. Die vielfältige ChÅ«bu Region liegt im Zentrum der Insel Honshu, zwischen den Regionen Kanto und Kansai, umfasst die Großstadt Nagoya, die Küsten des Pazifischen Ozeans und des Japanischen Meeres – sowie den berühmt berüchtigten Fuji-san. Neben der wohl schönsten Aussicht des Landes und herrlichem Essen, bietet die beeindruckende Region vor allem eins: Die Chance auf Gänsehaut-Momente fernab der Touristen-Hotspots und die Möglichkeit, tiefer in das japanische Leben und die Geschichte einzutauchen. Felsige Küsten- und Gebirgslandschaften gibt es hier genauso wie buddhistische Zen-Orte, Gartenkunst, futuristische Architektur, prachtvolle Schreine und historische Bauten. Orte wie das Schloss Nagoya oder die Denkmäler auf dem ehemaligen Schlachtfeld von Sekigahara zeugen von der großen geschichtlichen Bedeutung der Region, die sich der Künstler SHIGETA Yusuke in der aktuellen Ausstellung am Chubu Centrair International Airport zum Thema macht. Informativ, inspirierend, historisch und modern zugleich. Der Videograph verwendet Pixel Art und traditionelle Paravents, um den Betrachtern die Schlacht Sekigahara und damit einen Wendepunkt der japanischen Geschichte zu vermitteln und individuelle Emotionen, Gedanken und Gefühle zu wecken – noch bevor die eigentliche Reise beginnt. Wobei“ wie heißt es so schön auf dem Zettelchen, den ich letztens aus dem Glückskeks gezogen habe, der meiner Homeoffice-Lunch-Order beilag: „The journey is part of the trip, enjoy it.„ Planen gehört da sicher auch dazu! ;)
Mehr zum Projekt CULTURE GATE to JAPAN erfahrt ihr unter: culture-gate.jp